Seite 253 - 261
OriginalarbeitFalco Haarnagel, Blankenburg

Analyse der Sanitätsmaterialbevorratung der Bundes Basispakete A im Hinblick auf Infektionstherapie…

Antibiotic Stewardship im Zivilschutz

Der effiziente Einsatz von Antibiotika ist im klinischen Alltag sowohl von besonderer medizinischer als auch wirtschaftlicher Bedeutung. Durch die rationale Anwendung von Antibiotika können sowohl die Heilungsaussicht des Patienten signifikant erhöht als auch die Behandlungszeit und Kosten gesenkt werden. Mehrere Konzepte und Empfehlungen wurden aus diesem Grund im Hinblick auf die Etablierung und Aufrechterhaltung eines Antibiotic Stewardship im klinischen Alltag entwickelt. Die Überlegungen aus dem klinischen Alltag in Bezug auf eine rationale und effiziente Antibiotikatherapie gelten auch und ggf. sogar noch in höherem Maße für den Einsatz von Antibiotika in der Katastrophenmedizin. Erschwerend kommt in der Katastrophenmedizin jedoch hinzu, dass die Fähigkeiten für das Monitoring von Infektionen und der antiinfektiven Therapie im Allgemeinen durch die speziellen Umstände der Katastrophe oder des Zivilschutzfalles stark eingeschränkt sind. Zusätzlich muss mit einer eingeschränkten pharmazeutischen Versorgung und einer schmaleren Auswahl an Antibiotika eine Therapie durchgeführt werden. Durch die Auswertung der eingelagerten Antiinfektiva auf Ebene des Zivilschutzes, sowie der Analyse der in einem Zivilschutzszenario zu erwartenden Verletzungsmuster soll eine Empfehlung erarbeitet werden, um eine ideale Abdeckung der wahrscheinlichsten Pathogene mit der ggf. erweiterten Vorratshaltung zu gewährleisten.

Schlüsselworte: Notfall- und Katastrophenpharmazie, Antibiotika, Zivilschutz, Infektionsprophylaxe

Krankenhauspharmazie 2024;45:253–61.

FlaggeEnglish abstract

Antibiotic use and storage for civil defense on the federal level in the FDR Germany – Antibiotic stewardship in the civil defense

The efficient use of antibiotics is of particular medical and economic importance in everyday clinical practice. The rational use of antibiotics can significantly increase the patients chances of recovery and reduce treatment time and costs. For this reason, several concepts and recommendations have been developed with the goal of establishing and maintaining antibiotic stewardship in the clinical practice.

The considerations from everyday clinical practice with regard to rational and efficient antibiotic therapy also apply and possibly even to a greater extent, to the use of antibiotics in disaster medicine. What makes disaster medicine even more difficult is that the capabilities for monitoring infections and anti-infective therapy are generally severely limited by the specific circumstances of the disaster or civil defense situation. In addition therapy must be carried out with a limited pharmaceutical supply and a narrower selection of antibiotics.

By evaluating the stored anti-infectives at the civil defense level, as well as analyzing the injury patterns to be expected in a civil defense scenario, a recommendation should be developed to ensure ideal coverage of the most likely pathogens with expanded stocks if necessary.

Key words: Emergency- and disaster pharmacy, antibiotics, civil defense, disease prevention

Seite 262 - 266
OriginalarbeitAleksandra Dukic-Ott, Stefanie Pügge, Stephanie Büsel, und Constanze Rémi, München

pall-OLU.de: Datenbank zum Off-Label-Einsatz von Arzneimitteln in der Palliativmedizin

Der Behandlungsschwerpunkt der Palliativversorgung liegt auf der Linderung belastender Symptome. Behandelnde stoßen jedoch oft an Grenzen innerhalb der zugelassenen Therapiemöglichkeiten. Der zulassungsüberschreitende Einsatz von Arzneimitteln (Off-Label-Use; OLU) gehört deshalb zum klinischen Alltag. Informationen hierzu sind jedoch nur teilweise in den Leitlinien zu finden. Im Alltag fehlt es Fachkräften zudem oft an Zeit und Ressourcen für eine aufwendige Recherche in der wissenschaftlichen Literatur. Eine effiziente Suche nach evidenzbasierten Informationen ist daher für die Therapieplanung von großer Bedeutung. Die kostenfrei zugängliche Datenbank pall-OLU.de ermöglicht den Fachkräften im Gesundheitswesen einen schnellen und einfachen Zugang zu evidenzbasierten Therapieempfehlungen zum OLU in der Palliativmedizin und leistet so einen wichtigen Beitrag zu einer sicheren, wirksamen und patientenorientierten Pharmakotherapie.

Schlüsselwörter: Off-Label-Use, Kostenerstattung, Arzneimitteltherapie, Behandlungsdokumentation, Delphiverfahren, palliativ

Krankenhauspharmazie 2024;45:262–6.

FlaggeEnglish abstract

pall-OLU.de: Database on the off-label use of drugs in palliative care

The treatment focus of palliative care is on alleviating distressing symptoms. However, those providing treatment often come up against the limits of the authorised treatment options. Off-label use (OLU) is therefore part of everyday clinical practice. However, only some information on this can be found in the guidelines. In everyday practice, however, healthcare professionals often lack the time and resources for extensive research in the scientific literature. An efficient search for evidence-based information is therefore of great importance for treatment planning. The freely accessible database pall-OLU.de provides healthcare professionals with quick and easy access to evidence-based treatment recommendations for OLU in palliative care and thus makes an important contribution to safe, effective and patient-orientated pharmacotherapy.

Key words: off-label-use, remuneration, drug therapy, documentation, treatment, delphi technique, palliative

Seite 267 - 271
BerichtSolvejg Langer, Stuttgart

Schmerzpatienten rundum gut behandeln

Bericht vom Deutschen Schmerz- und Palliativtag 2024

Vom 12. bis 16. März 2024 fand der Deutsche Schmerz- und Palliativtag online unter dem Motto „Individualisierung statt Standardisierung“ mit dem Schwerpunktthema „Rückenschmerzen: gestern – heute – morgen“ statt. Außer zu den Rückenschmerzen konnten sich die rund 3500 Teilnehmer in über 170 Sitzungen zu weiteren Krankheitsbildern wie Fibromyalgie oder Pruritus informieren. Darüber hinaus gab es wie schon im vergangenen Jahr Updates zu verschiedenen in der Schmerz- und Palliativmedizin eingesetzten Arzneimitteln. Wie die Flüssigkeitsgabe am Lebensende zu bewerten ist, war ebenso Thema wie die Fahrtauglichkeit unter Betäubungsmitteln wie Opioiden und Cannabis.

Krankenhauspharmazie 2024;45:267–71.

Seite 272 - 273
Serie

Medikationsfehler

Das Geschlecht macht (k)einen Unterschied?

Die Anamnese stellt einen zentralen Schritt in der medikamentösen Therapie stationärer Patienten dar. Seit dem 1. Oktober 2016 haben Patienten mit mindestens drei zulasten der gesetzlichen Krankenkassen verordneten, systemisch wirkenden Arzneimitteln Anspruch auf einen bundeseinheitlichen Medikationsplan (§ 31a, SGB V). Da dieser Medikationsplan im klinischen Alltag leider immer noch nur selten vorliegt bzw. nicht immer alle Angaben dem aktuellen Stand entsprechen, ist die Arzneimittelanamnese weiterhin häufig mühsam und zeitaufwendig. Falls doch vorhanden, muss der Medikationsplan immer auf Richtigkeit und Vollständigkeit überprüft werden, um Medikationsfehler zu vermeiden.

Seite 274 - 280
Referiert & kommentiertGerrit Seifert, Ockenheim

Funktionelle Obstipation in der Pädiatrie

Wirksamkeit und Sicherheit von Linaclotid

Die funktionelle Obstipation ist eine häufige Störung der Gehirn-Darm-Interaktion bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Die Symptome können sehr belastend und quälend sein. Bisher gibt es bei uns keine zugelassene Behandlung für diese Altersgruppe. Die nun vorgelegte Studie konnte sowohl die Wirksamkeit als auch die Sicherheit von Linaclotid belegen und eröffnet damit neue Behandlungsspielräume.

Seite 274 - 280
Referiert & kommentiertDr. Alexander Pensler, Braunschweig

Klinischer Alltag

Einsatz zentraler Venenkatheter hat Komplikationsrate von ungefähr 3 %

Zentralvenenkatheter haben nach einer systematischen Übersichtsarbeit mit Metaanalyse ein Risiko für schwerwiegende Komplikationen von 30,2 pro 1000 gelegten Kathetern, was etwa 3 % entspricht. Wird beim Legen des zentralen Venenkatheters Ultraschall eingesetzt, treten schwerwiegende unerwünschte Ereignisse seltener auf. Dennoch sollte nach Ansicht der Studienautoren nach Möglichkeit auf periphere Venenkatheter anstelle von zentralen Venenkathetern zurückgegriffen werden.

Seite 274 - 280
Referiert & kommentiertDr. Petra Jungmayr, Esslingen

Antiemese bei CINV

Olanzapin als Zusatz bei hoch emetogener Chemotherapie

Das atypische Neuroleptikum Olanzapin kann auch in einer geringen Dosis zur Prävention von Zytostatika-induzierter Übelkeit und Erbrechen (CINV) eingesetzt werden und ist der Standarddosis nicht unterlegen. Die reduzierte Dosis ist zudem mit einer verminderten Tagesmüdigkeit assoziiert, so das Fazit einer indischen Studie.

Seite 274 - 280
Referiert & kommentiertDr. Miriam Sonnet, Rheinstetten

HER2-positiver metastasierter Brustkrebs

Dreifachkombination verbessert progressionsfreies Überleben

Eine Dreifachkombination, bestehend aus Pyrotinib, Trastuzumab und Docetaxel, verbessert im Vergleich zu Placebo, Trastuzumab und Docetaxel das progressionsfreie Überleben von Patienten mit zuvor unbehandeltem HER2-positivem, metastasiertem Brustkrebs. Die Ergebnisse stützen das Trio als alternative Erstlinienoption.

Seite 274 - 280
Referiert & kommentiertDr. Maximilian Günther, München

Zervixkarzinom

Atezolizumab plus Bevacizumab und Chemotherapie beim fortgeschrittenen Zervixkarzinom

Bevacizumab ist bereits in Kombination mit einer Chemotherapie in der Erstlinientherapie von Patientinnen mit metastasiertem oder rezidiviertem Zervixkarzinom etabliert. Die vorliegende randomisierte Open-Label-Studie untersuchte die Wirksamkeit einer zusätzlichen Kombination dieser Therapie mit dem Immuncheckpoint-Inhibitor Atezolizumab.

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