Eisenmangelanämien bei Tumorpatienten
Hintergründe, Prävalenz, Diagnostik und Behandlungsoptionen
Das Auftreten einer Anämie bei Tumorpatienten ist sehr häufig mit einem funktionellen Eisenmangel und einer reduzierten Transferrinsättigung verbunden, da zum einen die orale Absorption von Eisen, zum anderen die Verfügbarkeit aus vorhandenen Speichern eingeschränkt ist. Aus diesem Grund wird mittlerweile die Gabe von intravenösen Eisen-III-Kohlenhydratkomplexen ausdrücklich empfohlen, um das Ansprechen auf Erythropoese-stimulierende Agenzien zu verbessern und die Rate an Transfusionen mit Erythrozytenkonzentraten so gering wie möglich zu halten. Parenterale Eisen-III-Kohlenhydratkomplexe der dritten Generation bieten hierzu eine wichtige Hilfestellung, da sie die Infusion von 1000 mg Eisen innerhalb kurzer Zeit erlauben. Da die Vertreter Eisen-III-Carboxymaltose (FCM) und Eisen-III-Derisomaltose (IIM) den Non-Biological-Complex-Drugs (NBCD) zugeordnet werden, sind sie aufgrund ihrer unterschiedlichen physiko-chemischen und pharmakologischen Eigenschaften nicht 1 : 1 gegeneinander austauschbar.
Schlüsselwörter: Funktionelle Eisenmangelanämie, Prävalenz, Transferrinsättigung, intravenöse Eisen-III-Kohlenhydratkomplexe, Leitlinien
Krankenhauspharmazie 2020;41:329–37.
English abstract
Iron deficiency in anemic patients with cancer: Background – prevalence – diagnostics – and treatment options
Cancer-related anemia is very often associated with functional iron deficiency and reduced transferrin saturation primarily based on impaired oral iron absorption and limited iron availability from endogenous storages. As a consequence, the intravenous administration of iron- containing preparations has been recommended in common guidelines in order to improve the responsiveness to erythropoiesis stimulating agents as well as to reduce the need for red blood cell transfusions. Intravenous iron-III-carbohydrate complexes of the third generation offer an important supportive strategy, because they allow the infusion of 1000 mg iron within a rather short period of time. However, both congeners, Iron(III)Carboxymaltose and Iron(III)Isomaltoside, represent Non-Biological-Complex-Drugs (NBCD) which explains that both drugs are not interchangeable based on their different physico-chemical and pharmacological profile.
Key words: Functional iron deficiency, transferrin saturation, intravenous iron-III-carbohydrate complexes, guidelines
Lieferengpass führt zu einer lebensgefährlichen Erkrankung
Bei einem 81-jährigen Patienten mit Freude am Sonnenbaden wurde aufgrund der neuen Erkenntnisse zum erhöhten Risiko für hellen Hautkrebs unter Hydrochlorothiazid auf Chlortalidon umgestellt. Während eines Lieferengpasses erfolgte eine erneute Umstellung auf Bendroflumethiazid. Die weitere Therapie umfasste unter anderem Allopurinol. Unter der Kombination traten großflächige Hautläsionen mit der Verdachtsdiagnose Stevens-Johnson-Syndrom oder toxische epidermale Nekrolyse auf. Nach einer Medikationsanalyse wurde unter anderem Allopurinol abgesetzt, Bendroflumethiazid durch ein Schleifendiuretikum ausgetauscht und der Patient erholte sich.
Schlüsselwörter: Thiazid-Diuretika, Allopurinol, Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse, Lieferengpass, Medikationsanalyse.
Krankenhauspharmazie 2020;41:339–45.
English abstract
Drug shortage leads to a rare life-threatening disease
An 81 year-old patient liked sunbathing. Because of the recently published risk of nonmelanoma skin cancer, hydrochlorothiazide was replaced by chlortalidon. Drug shortage required a second switch of medication to bendroflumethiazide. Among other drugs, the patient’s therapy also included allopurinol. This combination led to extensive skin lesions like a Stevens-Johnson syndrome or toxic epidermal necrolysis. Following medication analysis, allopurinol was discontinued and bendroflumethiazide exchanged for a loop diuretic, and the patient recovered fully.
Key Words: Thiazide diuretics, Allopurinol, Stevens-Johnson syndrome/toxic epidermal necrolysis, drug shortage, medication analysis.
Interaktionscheck
Das Interaktionspotenzial der MAO-B-Hemmer
Zur Behandlung des idiopathischen Parkinson-Syndroms werden Hemmer der Monoaminoxidase (MAO) Typ B eingesetzt. Die beiden irreversibel wirkenden MAO-B-Hemmer Rasagilin und Selegilin können als Substrate von Cytochrom-P450(CYP)-Isoenzymen pharmakokinetische Interaktionen eingehen. Safinamid ist ein reversibler MAO-B-Hemmer und birgt keine Cytochrom-bedingten Wechselwirkungsrisiken. In der Interaktionstabelle (Tab. 1) wird das Verhalten der MAO-B-Hemmer zu den CYP-Enzymen dargestellt.
Medikationsfehler
Sie passieren immer wieder: Übertragungsfehler im Krankenhaus
Während ihres Krankenhausaufenthalts durchlaufen Patienten häufig mehrere Bereiche einer Klinik. Diese internen Schnittstellen stellen ein großes Risiko für die Arzneimitteltherapiesicherheit dar und erfordern immer eine besondere Aufmerksamkeit.
Gonarthrose
Physiotherapie wirkungsvoller als intraartikuläre Glucocorticoid-Injektionen
Die Gonarthrose ist eine häufige Erkrankung, die für Arzt und Patient eine Herausforderung darstellt. Die Therapieangebote sind vielfältig und in ihrer Bedeutung nach den Maßstäben der evidenzbasierten Medizin schwer zu beurteilen. Eine aktuelle randomisierte Studie zeigt nun, dass Patienten mit Gonarthrose nach einem Jahr Physiotherapie weniger Schmerzen und eine geringere Funktionseinschränkung haben als Patienten, die wiederholt intraartikuläre Glucocorticoid-Injektionen erhielten.
Therapie der Herzinsuffizienz
VICTORIA-Studie: ein „Sieg“ für Vericiguat
In der Phase-III-Studie VICTORIA war der oral einzunehmende Guanylatcyclase-Stimulator Vericiguat als Zusatztherapie bei Patienten mit progredienter chronischer Herzinsuffizienz der Placebo-Behandlung überlegen.
Magenkarzinom
Magenkarzinom in der Familienanamnese und Helicobacter-pylori-Therapie
Eine H.-pylori-Infektion kann mit einer Tripeltherapie aus einem Protonenpumpeninhibitor und Antibiotika erfolgreich behandelt werden. Ob eine H.-pylori-Eradikation bei Personen mit einer positiven Familienanamnese die Entstehung eines Magenkarzinoms verhindern kann, wurde in der vorliegenden Placebo-kontrollierten Studie untersucht.
Episodische Migräne
Arzneimitteltherapie zur Migräneprophylaxe bei pädiatrischen Patienten
Ist eine Migräneprophylaxe bei Kindern sinnvoll? Wie hoch die Evidenz von unterschiedlichen präventiven Therapiemöglichkeiten ist, klärte nun eine Metaanalyse.
Opioide bei akuten Schmerzzuständen
Tapentadol vergleichbar effektiv wie Oxycodon, aber besser verträglich
In einer Metaanalyse, die kürzlich im Clinical Journal of Pain erschienen ist, wurde die Behandlung akuter Schmerzen mit nicht-retardiertem Tapentadol mit der Therapie mit anderen rasch wirksamen Opioiden verglichen. Tapentadol zeigte dabei eine ähnliche Wirkung wie Oxycodon. Ein Vorteil von Tapentadol ist offenbar die geringere Häufigkeit gastrointestinaler Nebenwirkungen.
ADKA-Innovationspreis 2021 im Bereich Klinische Pharmazie
gestiftet von der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH
Zum 19. Mal wird der Innovationspreis von der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH gestiftet. Mit diesem Preis soll ein innovatives Projekt der Krankenhauspharmazie gewürdigt werden. Der Innovationspreis ist mit 7500 Euro dotiert.