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EditorialConstanze Rémi

Halbzeit

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ÜbersichtGudrun Hefner, Eltville, und Pamela Reißner, Bad Homburg

Medikamentöse Therapie der unipolaren Depression mit Antidepressiva

Depressive Störungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland. Die Lebensqualität der Betroffenen ist deutlich eingeschränkt, häufig auch die der Angehörigen. Die Einbindung des Betroffenen in das soziale Umfeld wie auch die Integration bzw. Rückführung in den Arbeitsmarkt kann oft nicht dauerhaft gewährleistet werden. Durch depressive Störungen entstehen dem Gesundheitswesen hohe direkte und indirekte Kosten [21]. Die Entstehung der Krankheit ist multifaktoriell. Die Serotonin-Hypothese aus den 60er-Jahren erklärt Symptome wie auch die Wirksamkeit neuerer Therapieansätze (Plastogene, u. a. Esketamin) nicht umfassend [15]. Veränderungen im GABAergen und glutamatergen System werden diskutiert sowie veränderte Anpassungsprozesse im Gehirn, beispielsweise durch Stress (Neuroplastizität). Die Neuroplastizität scheint bei der Depression reduziert zu sein, neuere Wirkansätze mit Rapid-Acting Antidepressants (RAAD) bewirken eine Steigerung der Neuroplastizität. Die Therapie depressiver Störungen stützt sich sowohl auf psychotherapeutische Verfahren wie die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) als auch auf medikamentöse Therapien. Ergänzt werden diese Möglichkeiten unter anderem durch die Elektrokrampftherapie (EKT), die meist schwereren Verläufen vorbehalten bleibt. Antidepressiva sind keine homogene Wirkstoffgruppe und ihre Wirkmechanismen sind nicht bis ins Detail geklärt. Eingesetzt werden Wirkstoffe, die unter anderem am serotonergen, noradrenergen, aber auch dopaminergen System angreifen. Es werden Anpassungsprozesse im Gehirn diskutiert. In den letzten Jahren wurden zunehmend Rapid-Acting Antidepressants in klinischen Studien untersucht, die gänzlich neue, variable Wirkmechanismen besitzen, unter anderem einen NMDA-Antagonismus und einen 5-HT2A-Partialagonismus. Bisher zugelassen ist von diesen neuen Antidepressiva Esketamin. Beschrieben sind bei den neuen, schnellwirksamen Antidepressiva Effekte auf die Neuroplastizität, beispielsweise durch Beeinflussung des Brain-derived neurotrophic factor (BDNF), der die Ausbildung funktioneller Synapsen begünstigt [17].
Schlüsselwörter: Depression, Antidepressiva, Neuroplastizität, Serotonin
Krankenhauspharmazie 2024;45:128–36.

FlaggeEnglish abstract

Depressive disorders are among the most common mental illnesses in Germany.

The quality of life of those affected is significantly impaired, also that of their families. The integration of the affected person into the social environment as well as return to work can often not be guaranteed in the long term. Depressive disorders result in high direct and indirect costs to the healthcare system [21]. The development of the illness is multifactorial. The serotonin hypothesis from the 1960s does not comprehensively explain symptoms or the effectiveness of newer therapeutic approaches (plastogens, including esketamine) [15]. Changes in the gabaergic and glutamatergic systems are discussed as well as altered adaptation processes in the brain, e.g. due to stress (neuroplasticity). Neuroplasticity appears to be reduced in patients with depressive disorders. The treatment of depressive disorders is based on psychotherapeutic methods such as cognitive behavioral therapy (CBT) as well as drug therapies. These options are supplemented by e.g. electroconvulsive therapy (ECT), which is usually reserved for more severe cases. Antidepressants are not a homogeneous group of drugs and their mechanisms of action have not been clarified yet in detail. Active substances targeting e.g. the serotonergic, noradrenergic and dopaminergic systems. Adaptation processes in the brain are being discussed. In recent years, an increasing number of rapid-acting antidepressants have been investigated in clinical studies, which show different mechanisms of action, including NMDA antagonism and 5-HT2A partial agonism. Of these new antidepressants, esketamine has been recently approved. The new, fast-acting antidepressants seem to have effects on neuroplasticity, e.g. by influencing the brain derived neurotrophic factor (BDNF) and the development of synapses [17].

Key words: depression, antidepressants, neuroplasticity, serotonin

Seite 138 - 144
OriginalarbeitElisa Edler und Florian Immekus, Minden

Der bundeseinheitliche Medikationsplan im stationären Aufnahmeprozess

Datenqualität und Optimierungspotenziale durch klinisch- pharmazeutisches Schnittstellenmanagement

Mit dem 2015 erlassenen E-Health-Gesetz wurde neben zahlreichen anderen Digitalisierungszielen auch die Arzneimitteltherapiesicherheit gerade an Medikationsschnittstellen in den Fokus gerückt. Durch den bundeseinheitlichen Medikationsplan (BMP) wurde erstmals ein standardisiertes, sektorenübergreifendes Format für die Darstellung patientenindividueller Arzneimitteltherapie eingeführt. Auch einige Jahre später kämpft der BMP mit der praktischen Umsetzung. Gerade bei der Aufnahme ins Krankenhaus ist der BMP aber in vollständiger und aktueller Form unverzichtbar. Hier kann er den erforderlichen Zeitbedarf für die Medikationsaufnahme erheblich verringern und diese sicherer machen. In dieser Untersuchung soll die Datenqualität der BMP im Rahmen der elektiven stationären Aufnahme in chirurgischen Kliniken überprüft werden. Hierzu wurden 500 Patienteninterviews im Rahmen einer pharmazeutischen Aufnahme an einem deutschen Universitätsklinikum untersucht. Nur 40 % der polypharmakologisch behandelten Patienten legten im Aufnahmegespräch einen BMP vor. Die vorgelegten BMP wiesen in 68 % der Fälle Anpassungsbedarf auf, da z. B. eingenommene Medikamente fehlten oder abgesetzte Medikamente weiter aufgeführt waren. 88 % der vom klinischen Pharmazeuten vorgeschlagenen Anpassungen wurden auch ärztlich in die stationäre Medikation übernommen. Nur 43 % der Patienten erhielten bei Entlassung einen in der elektronischen Patientenakte dokumentierten und aktualisierten BMP. Ansatzpunkte zur Qualitätsverbesserung des BMP können regionale, sektorenübergreifende Initiativen sein, in denen u. a. die Medikationsschnittstelle stationär/ambulant durch klinische Pharmazeuten gestärkt wird.
Schlüsselwörter: Bundeinheitlicher Medikationsplan, Medikationsdaten, pharmazeutische Aufnahme, Krankenhauszukunftsgesetz, digitales Medikationsmanagement
Krankenhauspharmazie 2024;45:138–44.

FlaggeEnglish abstract

The German Standardized medication list in the inpatiant hospital admission. Data Quality and its optimization by clinical pharmacists

With the German E-Health Act passed in 2015, drug therapy safety was brought into focus especially at medication interfaces and in addition to numerous other digitalization goals. With the German Standardized Medication List (bundeseinheitlicher Medikationsplan [BMP]), a standardized, cross-sector format for presenting patient-specific drug therapy was introduced for the first time. Even a few years later, the BMP is still struggling with practical implementation. However, the BMP is indispensable in a complete and up-to-date form, especially within the admission to hospital. Here it can significantly reduce the time required to take medication and make it safer. This study aims to examine the data quality of the BMP in the context of elective inpatient admission. For this purpose, 500 patient interviews were examined as part of a pharmaceutical intake process at a German university hospital. Only 30 % of the patients treated polypharmacologically presented a BMP in the admission interview. In 68 % of cases, the BMPs presented required adjustments, for example because medications that had been taken were missing or medications that had been discontinued were still listed. 88 % of the adjustments suggested by the clinical pharmacist were also adopted by doctors in the inpatient medication. Only 43 % of patients received a BMP at discharge as this was documented in the electronic medical record. Starting points for improving the quality of the BMP can be regional, cross-sector initiatives in which, among other things, the inpatient/outpatient medication interface is strengthened by clinical pharmacists.

Key words: Standardized Medication List, Medication Data Quality, elective inpatient admission, medication interfaces

Seite 145 - 148
BerichtDr. Petra Jungmayr, Esslingen

NZW Hamburg 2024

Pharmazeutisch-onkologischer Fachkongress

Die 32. onkologisch-pharmazeutische Fachtagung NZW fand vom 26. bis 28. Januar 2024 in Hamburg-Harburg statt. Eine zeitgleich durchgeführte Session der European Society of Oncology Pharmacy, eine PTA-Fachtagung, Haupt- und Kurzvorträge, ein berufspolitisches Forum sowie zahlreiche praxisnahe Workshops und Satelliten-Symposien der pharmazeutischen Industrie boten rund 450 Teilnehmern ein vielseitiges Kongresswochenende.
Krankenhauspharmazie 2024;45:145–8.

Seite 149 - 159
ADKA internJürgen Baumann, Ostfildern, Dr. Claudia Mildner, Mainz, Dr. Holger Knoth, Dr. Michael Baehr, Ralph Heimke-Brinck, Dr. Dagmar Horn, Dr. Lenka Taylor, Dr. Christoph Sturm, Dr. Tilman Schöning, Dr. Sebastian Schubert, Priv.-Doz. Dr. Claudia Langebrake, Prof. Dr. Martin J. Hug, Freiburg, Dr. Pamela Reißner, Dr. Gudrun Hefner, Dr. Elfriede Nusser-Rothermundt, Ulrich Sommer, Dortmund, Mathias Hoffmann, Homburg

Berichte der ADKA-Ausschüsse

Berichtszeitraum: Januar 2023 bis Dezember 2023

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ADKA internDr. Andrea Liekweg, Köln

Bericht ADKA-Europa-Delegierte

Berichtszeitraum: Januar 2023 bis Dezember 2023

Seite 161
SerieDr. Gesine Picksak

Medikationsfehler

Und wieder eine Paracetamolüberdosierung …

Fast jeder hat schon einmal von einer Paracetamol-Überdosierung gehört, es scheint nichts Neues zu sein. Allerdings liegen den Dosierungsfehlern die verschiedensten Ursachen zugrunde, die die Fehleranalyse und die Maßnahmenableitung immer wieder spannend gestalten.

Seite 162 - 168
Referiert & kommentiertTabea Krause, Stuttgart

Schizophrenie

Erster Muskarin-Rezeptoragonist Xanomelin-Trospium

Als neue Therapieoption zur Behandlung der Schizophrenie wurde in der EMERGENT-2-Studie eine Wirkstoffkombination aus Xanomelin und Trospium auf ihre Effektivität und Sicherheit untersucht. Xanomelin ist der erste Vertreter einer neuen Wirkstoffgruppe und wirkt agonistisch an M1- und M4-Rezeptoren. Laut den Autoren der Studie sind die Ergebnisse vielversprechend.

Seite 162 - 168
Referiert & kommentiertDr. rer. nat. Maximilian Günther, München

Diabetes mellitus Typ 2

Vergleich von Zweitlinientherapeutika anhand von Echtweltdaten

Für die Zweitlinientherapie von Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung. Die vorliegende Simulationsstudie, die auf der randomisierten GRADE-Studie basiert, vergleicht den Nutzen von Glimepirid, Liraglutid, Sitagliptin, Insulin glargin und Canagliflozin bei diesen Patienten.

Seite 162 - 168
Referiert & kommentiertDr. Dr. Tanja Neuvians, Ladenburg

Reizdarmsyndrom

Niedrig dosiertes Amitriptylin als Zweitlinientherapie

Die primär symptomatisch orientierte Erstlinientherapie eines Reizdarmsyndroms ist oft nicht erfolgreich. Eine Option für die Zweitlinientherapie ist das Antidepressivum Amitriptylin. In der vorliegenden Studie werden Wirksamkeit und Sicherheit von Amitriptylin in der Primärversorgung untersucht.

Seite 162 - 168
Referiert & kommentiertProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Antikoagulation bei Vorhofflimmern

Apixaban zur Schlaganfallprävention bei subklinischem Vorhofflimmern

In einer randomisierten Studie bei Patienten mit subklinischem Vorhofflimmern führte Apixaban zu einem geringeren Risiko für Schlaganfälle oder systemischen Embolien als Acetylsalicylsäure, aber auch zu einem höheren Risiko für schwere Blutungen.

Seite 162 - 168
Referiert & kommentiertDr. Annette Junker, Wermelskirchen

Rezidivierender/metastasierter Gebärmutterhalskrebs (r/mCC)

Tisotumab-Vedotin verlängert das Überleben

Die Behandlung mit Tisotumab-Vedotin als Monotherapie führt zu einer Verbesserung des Gesamtüberlebens (OS) im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie bei Patientinnen mit rezidivierendem oder metastasierendem Gebärmutterhalskrebs, der während oder nach einer Frontline-Therapie fortgeschritten ist. Damit wurde der primäre Endpunkt der Phase-III-Studie innovaTV 301, die während des europäischen Krebskongresses 2023 in Madrid vorgestellt wurde, erreicht.

Seite 169
NotizenTabea Krause, Stuttgart

G-BA-Beschluss

Vosoritid bei Achondroplasie

Seite 170 - 173