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OriginalarbeitAndré Drechsler, Gabriele Koch, Ulrich Thome und Yvonne Remane, Leipzig

Zubereitung von Parenteralia auf einer neonatologischen Intensivstation

Umsetzung der Empfehlungen der Arbeitsgruppe KRINKO-BfArM-RKI durch die Krankenhausapotheke

Die Arbeitsgruppe KRINKO-BfArM-RKI veröffentlichte in den Jahren 2016 und 2018 Empfehlungen zur Zubereitung von Infusionslösungen und zur Prävention Gefäßkatheter-assoziierter Infektionen bei Früh- und Neugeborenen. Demnach sollen Fertigarzneimittel aus Einzeldosisbehältnissen gemäß ihrer Zulassung stets patientenbezogen verwendet werden und eine Portionierung nur unter qualitätskontrollierten Reinraumbedingungen in der Krankenhausapotheke erfolgen. Aufgrund der geringen Dosierungen in der Neonatologie müssen Parenteralia vor der Verabreichung oft verdünnt und große Restmengen verworfen werden. Die Vorbereitung der Infusionen und Applikationssysteme auf der Station ist zudem komplex und zeitintensiv. An dieser Stelle hat die Apotheke des Universitätsklinikums Leipzig ein Projekt ins Leben gerufen, das zur Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit beitragen und gleichzeitig eine Entlastung des Pflegepersonals zum Ziel haben soll.
Schlüsselwörter: Neonatologie, Intensivmedizin, Parenteralia, Arzneimittelzubereitung
Krankenhauspharmazie 2023;44:56–60.

FlaggeEnglish abstract

Preparation of parenteral medication in a neonatal intensive care unit – Implementation of the KRINKO-BfArM-RKI working group’s recommendations by the hospital pharmacy.

In 2016 and 2018, the KRINKO-BfArM-RKI working group published recommendations for the preparation of infusion solutions and the prevention of catheter-related bloodstream infections in premature infants and newborns. According to this, commercial drugs from single-dose containers should always be used patient-related and a portioning should only take place under quality-controlled cleanroom conditions in the hospital pharmacy. Due to the need of low doses in neonatology, parenteral medication must often be diluted before administration and large residual amounts discarded. Preparation of infusion solutions and its administration systems on the ward is also complex and time-consuming. At this point, the pharmacy of the University Hospital Leipzig has launched a project that should contribute to increasing the safety of drug therapy while at the same time aiming at relieving the workload of nursing staff.

Keywords: Neonatology, intensive care, parenteral medication, drug preparation

Seite 61 - 70
ÜbersichtHans-Peter Lipp, Sophie Fromknecht und Jule Lichtenberger, Tübingen

Arzneimittelwechselwirkungen beim Einsatz von DOAK in der klinischen Onkologie

Interaktionstabellen auf dem Prüfstand

Zur Abschätzung von relevanten Arzneimittelwechselwirkungen in der täglichen Praxis stehen mittlerweile immer mehr Datenbanken und publizierte Übersichtstabellen zur Verfügung. Allerdings fällt auf, dass die Angaben zur Relevanz teilweise erheblich schwanken. Am Beispiel der direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK) und ihres möglichen Einsatzes bei Tumorpatienten wird deutlich, dass in den genannten Medien teilweise sogar Kontraindikationen ausgesprochen werden, obwohl wie am Beispiel von Abirateronacetat und DOAK keine plausible Begründung dargelegt werden kann. Auch bleibt unklar, weshalb das DOAK Apixaban nicht mit Imatinib, Crizotinib oder Sunitinib kombinierbar sein soll. Eine zu starke Gewichtung von In-vitro-Ergebnissen ist oft nur bedingt hilfreich, wie es die In-vivo-Erkenntnisse mit Enzalutamid und dem P-gp-Substrat Digoxin vor Kurzem verdeutlichten. Ein tieferes Verständnis für metabolische Abbau- und Eliminationswege, häufigere Updates von hinterlegten Informationen, aber auch Delphi-Verfahren könnten dazu beitragen, dass es zukünftig zu allgemein verlässlicheren Informationen aus entsprechenden Datenbanken kommt, was die Akzeptanz in der Praxis erhöhen dürfte.
Schlüsselwörter: Arzneimittelwechselwirkungen, DOAK, Datenbanken, Plausibilität, Gewichtungen
Krankenhauspharmazie 2023;44:61–70.

FlaggeEnglish abstract

Drug-drug-interactions with direct oral antivoagulants (DOAC) in clinical oncology

Meanwhile, several databases as well as published synoptic charts are available to assess the rele-vant risk of drug-drug-interactions (DDI) in everyday clinical practice. In this regard, however, there is a visible discrepancy e.g. when comedication with DOAC in clinical oncology, is assessed.

E.g. by different sources a contraindication can be found for the combination of abiraterone and DOAC, although no plausible argument for this warning assessment could be delivered.

Similar questions arise when the DOAC Apixaban should not be combined with tyrosine kinase inhi-bitors which only exert moderate CYP3A4 inhibitory potency (e.g. Imatinib, Crizotinib, Sunitinib). Generally, one should be careful to overrate in vitro results for an in vivo consideration and relevant DDI recommendation which has been highlighted by the Enzalutamide/Digoxine Combination in vitro versus in vivo. More intensified knowledge to metabolic and elimination pathways, more frequent updates and Delphi proceedings may help to bring more valid DDI recommendations forward which is essentially important for a broader acceptance of different DDI databases.

Key Words: Drug-Drug-Interactions (DDI), DOAC, databases, plausibility, prioritization

Seite 71 - 72
BerichtHeike Oberpichler-Schwenk, Stuttgart

Updates 2022

Bericht vom 24. Sanofi-Symposium für Krankenhausapotheker

Das 24. Sanofi-Symposium für Krankenhausapotheker fand am 26. November 2022 als Hybrid-Veranstaltung statt. Unter der Moderation von Prof. Wolfgang Kämmerer, Augsburg, gaben die Referenten Updates zu gesundheits- und verbandspolitischen sowie therapeutischen Themen.
Krankenhauspharmazie 2023;44:71–2.

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SerieJulia Hammel, Dr. Katharina Endres, Dr. Angela Ihbe-Heffinger

Medikationsfehler

Selbst ist der Patient – vollständige Arzneimitteltherapie nur durch Intervention des Patienten

Die Verordnung von Pharmakotherapien findet in vielen deutschen Krankenhäusern noch auf Papier statt. Neben der Arzneimittelverordnung durch den Arzt sollte auch die Applikation beziehungsweise die Vorbereitung zur Gabe durch die Pflege in der Patientenkurve dokumentiert werden. Wie wichtig eine eindeutige und vollständige Dokumentation ist, zeigt der vorliegende Fall.

Seite 75 - 82
Referiert & kommentiertDr. Miriam Sonnet, Rheinstetten

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Real-World-Evidenz für Vedolizumab bei Kindern

Eine prospektive multizentrische Studie deutet darauf hin, dass die Therapie mit Vedolizumab bei Kindern mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wirksam und sicher ist. Bisher wird das Medikament bei pädiatrischen Patienten nur off Label eingesetzt.

Seite 75 - 82
Referiert & kommentiertJulia Pieper, Bonn

Schubförmig remittierende multiple Sklerose

Ublituximab verhindert Fortschreiten der Behinderung nicht besser als Teriflunomid

Mit einem Kommentar von Prof. Dr. med. Volker Limmroth, Köln
Als häufigste, immunvermittelte Erkrankung des zentralen Nervensystems betrifft die multiple Sklerose (MS) allein in Deutschland etwa 225 000 Patienten. Zahlreiche Therapieoptionen stehen zur Verfügung, u. a. Immuntherapeutika, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verzögern. Mit Ublituximab steht ein weiterer CD20-Antikörper zur Verfügung, der als Ziel die B-Zell-Depletion verfolgt.

Seite 75 - 82
Referiert & kommentiertDr. Claus Gassner, Ravensburg

Harnwegsinfektionen

Cefepim-Enmetazobactam als neue Therapieoption bei multiresistenten Keimen

Die Kombination von Cefepim mit dem neuen Beta-Lactamase-Inhibitor Enmetazobactam schneidet bei der Therapie komplizierter Harnwegsinfektionen nicht schlechter ab als die etablierte Kombination Piperacillin-Tazobactam. Bezüglich des gewählten primären Endpunkts konnte Cefepim-Enmetazobactam sogar Überlegenheit demonstrieren.

Seite 75 - 82
Referiert & kommentiertSolvejg Langer, Stuttgart

Palliativmedizin

Leiden lindern mit palliativer Sedierung

Eine Sedierung in der Palliativmedizin kann eine Option sein, unerträgliches Leiden an therapierefraktären Symptomen zu lindern. Der Forschungsverbund „SedPall“ hat in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) Handlungsempfehlungen für eine Sedierung in der Palliativmedizin erarbeitet.

Seite 75 - 82
Referiert & kommentiertSimone Reisdorf, Erfurt

Muskelschmerz und -schwäche unter HMG-CoA-Reduktasehemmern

Sind Statine besser als ihr Ruf?

Eine Metaanalyse großer Studien zur Statintherapie zeigt nur eine geringe Häufung für Muskelschmerz und Muskelschwäche unter HMG-CoA-Reduktasehemmern (Statinen) im Vergleich zu Placebo: Sie beträgt nur 7 % im ersten Behandlungsjahr und verliert sich dann ganz. Die meisten Fälle von Muskelschmerz oder -schwäche bei den Patienten mit Statintherapie sind laut der Analyse gar nicht Statin-bedingt, sondern kamen ebenso unter Placebo vor. Dies wirft neue Fragen in Bezug auf die häufig angenommene Statinintoleranz auf.

Seite 75 - 82
Referiert & kommentiertProf. Dr. Egid Strehl, Freiburg

Blutstrominfektionen durch Enterobacteriaceae

Behandlung von Enterobacteriaceae-Blutstrominfektionen (eBSl)

Eine Verkürzung der Antibiotikatherapie auf sieben Tage in der Behandlung von durch Enterobakterien verursachten Blutstrominfektionen ist möglich.

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NotizenDr. Maja M. Christ, Stuttgart

G-BA-Beschluss

Nirmatrelvir/Ritonavir (COVID-19)

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