Geschlechtsunterschiede in der Kardiologie
Überblick über wichtige Erkrankungen und Konsequenzen für die Praxis
Frauen und Männer unterscheiden sich. Trotz dieser offensichtlichen Tatsache wird in vielen Bereichen der Medizin die Bedeutung der Geschlechtsunterschiede erst allmählich verstanden, in Studien erforscht und in klinisch-praktische Konsequenzen umgesetzt. Der folgende Artikel soll einen Überblick über die Bedeutung des Geschlechts bei ausgewählten Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems geben.
Schlüsselwörter: Geschlecht, kardiovaskuläre Risikofaktoren, koronare Herzerkrankung, Herzinsuffizienz, Rhythmusstörungen
Krankenhauspharmazie 2022;43:348–52.
English abstract
Sex differences in cardivascular diseases
Despite considerable therapeutic successes in recent decades, diseases of the cardiovascular system continue to lead to the causes of death in both men and women. As with many diseases, gender-specific factors play an important role in the diagnosis and treatment of many different cardiovascular diseases. Although the importance of gender-specific medicine has moved more into focus, gender-specific aspects have only been taken into account in less than 15 % of all cardiological studies in recent years. This work presents gender differences in the diagnosis and treatment of selected cardiovascular diseases such as cardiovascular risk factors, coronary heart disease, arrhythmias and heart failure and, if available, seeks to show consequences for treatment.
Key words: Gender, cardiovascular risk factors, coronary heart disease, heart failure, arrhythmias
Geschlechtsspezifische Aspekte in der onkologischen Versorgung – bereit für die Zukunft?
In der Krebstherapie wurden Geschlechterunterschiede in den letzten Jahren zunehmend erkannt. Frauen und Männer reagieren unterschiedlich auf die Therapie (mit Nebenwirkungen) und zeigen unterschiedliche Outcomes (Ansprechen der Therapie) mit Auswirkungen auf das klinische Management auch bei den Chemotherapien (Dosierung, Kombinationen). Nur so lässt sich die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Krebspatienten sowohl bei Frauen als auch bei Männern erhöhen.
Schlagwörter: Nebenwirkungen, Geschlecht, Gender, personalisierte Krebsbehandlung
Krankenhauspharmazie 2022;43:353–62.
English abstract
Gender-specific aspects of cancer management – ready for the future?
Gender medicine in the field of oncology has been established slowly in recent years. Data of a gender-dependent response to therapy and treatment-induced side effects are increasing with individualized effects on medication management in everyday clinical practice. This is the only way to increase the health-related quality of life of cancer patients, both in women and in men.
Key words: adverse effect, sex, gender, personalised cancer therapy
Geschlechtsspezifische Aspekte der Arzneimitteltherapie: Die neue klinische Herausforderung?
Geschlechtersensible oder geschlechterspezifische Aspekte werden in unserem Gesundheitssystem noch immer unterschätzt. Mitunter werden sie sogar belächelt, obwohl sie auf dem Weg zu einer personalisierten Strategie der Arzneimitteltherapie eine zunehmende Rolle spielen. Das Geschlecht des Patienten darf bei der Arzneimitteltherapie jedoch nicht zum Gesundheitsrisiko werden. Dieser Beitrag gibt einen kurzgefassten Überblick über einschlägige Informationsquellen und über bekannte geschlechterspezifische Risiken bei der medikamentösen Therapie.
Schlüsselwörter: Gendermedizin, Datenbanken, Leitlinien, Transgender
Krankenhauspharmazie 2022;43:363–6.
English abstract
Gender specific aspects of drug therapy - the new clinical challenge?
Gender-specific aspects are still underestimated in our healthcare system. Sometimes they are even ridiculed, although they play an increasing role on the way to a personalized drug therapy strategy. However, the patient’s gender must not become a health risk when it comes to drug therapy. This article gives a brief overview of relevant sources of information and known gender-specific risks in drug therapy.
Key words: gender medicine, databases, guidelines, transgender
Integration von Geschlechteraspekten in die medizinische Lehre
Voraussetzung für hochwertige klinische medizinische Forschung und Versorgung
Eine geschlechtersensible Behandlung und Prävention von Krankheiten ist Voraussetzung, um die Gesundheit beider Geschlechter zu verbessern. Daher ist es von großer Wichtigkeit, Geschlechteraspekte in die medizinische Lehre fachübergreifend zu integrieren. In dieser Übersicht wird vorgestellt, inwieweit die geschlechtersensible Medizin an deutschen medizinischen Fakultäten bereits integriert wird. Neuste Daten zeigen, dass dies bislang nur punktuell geschieht und großer Handlungsbedarf besteht.
Schlüsselwörter: Geschlecht, medizinische Lehre, Integration, geschlechtersensible Medizin, klinische medizinische Forschung, klinische Versorgung
Krankenhauspharmazie 2022;43:367–9.
English abstract
Integration of sex and gender aspects in medical education – a prerequisite for high-quality clinical medical research and health care
Sex and Gender-sensitive treatment of diseases is a prerequisite for improving the health of both sexes. Therefore, it is of great importance to integrate sex and gender aspects into medical teaching across disciplines. This overview presents the extent to which gender-sensitive medicine is already integrated at German medical faculties. The latest data indicate that this is only being done at a few medical faculties and that there is a great need for improvement.
Key words: sex/gender, medical education, integration, medical education, sex and gender sensitive Medicine, clinical research, health care
Wie steht es um die Gleichberechtigung?
1. Kongress Diversity in Health 2022
Zum ersten Mal fand am 22. März 2022 in Leipzig der Kongress für mehr (Un-)Gleichbehandlung im Gesundheitswesen statt. Veranstalter waren das WIG2 Institut, die Universität Leipzig und die Siemens-Betriebskrankenkasse, unterstützt von der BKK-VBU, PwC Deutschland und Janssen Deutschland. In den Vorträgen der drei Panels schilderten Vertreter von Krankenkassen, Wissenschaft und Gesundheitswirtschaft anhand von Erfahrungsberichten und Best-Practice-Cases ihren Blick auf die reale Versorgung und unterbreiteten Vorschläge, wie sie einer vielfältigen Gesellschaft entsprechend verbessert werden sollte. Eine wiederkehrende Erkenntnis in verschiedenen Disziplinen lautete: Nicht immer ist Gleichheit wünschenswert.
Krankenhauspharmazie 2022;43:371–4.
Medikationsfehler
Viel hilft viel – oder doch nicht?
Leider kommt es immer wieder vor, dass häufige unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) nicht jedem Arzt und dem pharmazeutischen Personal so bekannt sind, wie man es sich wünschen würde. Einige UAW treten auch nicht sofort, sondern erst im Therapieverlauf, gegebenenfalls erst nach Beendigung einer Therapie auf. Weitere Risikofaktoren wie das Alter und Geschlecht lassen manche UAW häufiger auftreten.
Schlaganfall-Risiko
Sind junge Frauen stärker schlaganfallgefährdet?
Die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen haben Hinweise darauf geliefert, dass Frauen zwischen 18 und 45 Jahren stärker gefährdet sein könnten, einen ischämischen Schlaganfall zu erleiden. Aus diesem Grund haben die Autoren eines kürzlich publizierten systematischen Reviews die Evidenz zu Geschlechterunterschieden bei ischämischen Schlaganfällen näher untersucht.
Geschlechtsunterschiede
Hat das Geschlecht des Operateurs einen Einfluss auf das Operationsergebnis?
Sind Patient und Behandler unterschiedlichen Geschlechts, kann das mit einem schlechteren Arzt-Patienten-Verhältnis einhergehen. In der vorliegenden Studie wird untersucht, ob das auch auf Operationsergebnisse zutrifft.
Akutes Koronarsyndrom
Symptome bei Frauen und Männern unterscheiden sich deutlich
Frauen und Männer könnten unterschiedlicher nicht sein – das gilt auch für die Symptome eines akuten Koronarsyndroms (ACS). In einem systematischen Review mit Metaanalyse wurde nun genauer untersucht, welche Beschwerden charakteristisch für das weibliche ACS sind.
Gehirnerschütterungen beim Fußball
Frauen häufiger betroffen als Männer
Frauen erleiden beim Fußballspielen häufiger Gehirnerschütterungen als Männer. Möglicherweise könnten unterschiedliche Regeln oder unterschiedliche Trainingsmethoden helfen.
Diabetes mellitus
Fußamputationen sind bei Männern häufiger
Eine häufige Komplikation von Diabetes mellitus ist das diabetische Fußsyndrom, das im schlimmsten Fall zu einer Amputation der betroffenen Gliedmaße führt. Die Identifizierung von Hochrisikopatienten für eine Amputation ist noch immer schwierig, doch es gibt Hinweise darauf, dass Männer häufiger betroffen sind als Frauen. Die Ergebnisse einer Metaanalyse bestätigen dies. Die Autoren kommen aber zu dem Schluss, dass die Vorhersagekraft des Geschlechts nur gering ist.
Onkologische Therapie
Frauen sind häufiger von schweren Nebenwirkungen betroffen
Das Geschlecht beeinflusst offenbar die Häufigkeit schwerwiegender Nebenwirkungen einer medikamentösen Tumortherapie. In klinischen Studien traten derartige Toxizitäten bei Frauen signifikant häufiger auf als bei Männern mit der gleichen Therapie.