Schnittstellenmanagement Arzt – Pflege
Dokumentationsqualität bei der Arzneimittelverordnung im Krankenhaus
Der Stationsapotheker vor Ort nimmt in Kliniken eine wichtige Rolle zur Vermeidung von Medikationsfehlern ein. Nach durchgeführter individueller Medikationsanalyse bespricht der Apotheker mit dem medizinischen Personal die Patientenfälle mit Klärungsbedarf und bietet Vorschläge zur Optimierung und zu Alternativen an. Durch die persönliche Anwesenheit und fachliche Kompetenz gewinnt der Apotheker das Vertrauen der Ärzte und Pflegekräfte und wird bei Unsicherheiten bezüglich Arzneimittelfragen auch telefonisch kontaktiert. Im Rahmen der vorliegenden Projektarbeit in einer Klinik mit handschriftlich geführten Patientenakten wird die Qualität der Dokumentation auf pflegerischer und ärztlicher Seite analysiert mit dem Ziel, alle an der Behandlung Beteiligten für Fehlerquellen zu sensibilisieren. Die Ergebnisse sollen klinikintern eine Grundlage für die Argumentation zur Einführung eines elektronischen Verordnungssystems unter Mitwirkung der Apotheke schaffen. Nicht nur bei der manuellen Dokumentation der Pflege können Übertragungsfehler vorkommen, sondern auch formal unzutreffende Verordnungen des Arztes stellen ein Risiko für die Arzneimitteltherapiesicherheit des Patienten dar. Eine unklare Schreibweise, eine nicht eindeutige Verordnung durch Überschreiben von Arzneimittelnamen und Dosierungen sowie unvollständige Angaben führen zu arzneimittelbezogenen Problemen. Dokumentationsmängel bei der Dosierung von Arzneimitteln sind in der Stichprobe der häufigste Grund zur Anmerkung. Die Ergebnisse werden durch drei ausgewählte Fälle veranschaulicht. An der Schnittstelle zwischen Arzt und Pflege in der schriftlichen Dokumentation besteht von Aufnahmemedikation bis zu Therapieänderungen und Verlegungen im Laufe des Klinikaufenthalts Potenzial zur Verbesserung.
Schlüsselwörter: Schnittstelle, Pflegedokumentationssystem, Medikationsfehler, Übertragungsfehler, Arzt, Pflege, Kurvenvisite
Krankenhauspharmazie 2020;41:83–9.
English abstract
Nurse versus physician – Interface management. Documentation quality of drug prescription in hospital.
The presence of clinical pharmacists in hospital is important to decrease medication errors. With individual medication analysis clinical pharmacists reduce adverse effects and medication errors insofar as they contribute significantly to the detection and management of drug-related problems. Clinical pharmacists can assist physicians in optimizing patients' pharmacotherapy and give feedback and advice to nurses. The present project is about analysing medication risks that would have been avoidable with CPOE. It is an evaluation of problems with handwritten documentation orders caused by nursing and physicians with the aim of sensitizing all disciplines for the sources of deficiencies in documentation.
Not only nurses', but also physicians' incomplete medication documentation using paper-based charting may be a risk for the patient’s medication therapy safety. Unclear spelling and ambiguous prescription like e.g. overwriting of drug names and dosages play a major role in drug-related problems. The most common difficulties in medication documentation was an incorrect dosage of drug caused by unclear instructions of the physician. The problems are illustrated by three selected case reports. This work demonstrates the need for further developments in interface management and emphasizes the importance of pharmaceutical review during the prescribing process taking into account patients' specific situations.
Key words: Interface management, documentation system, medication error, physician, nurse, medication review
Entwicklung und Implementierung einer Übersichtstabelle zu schwerwiegenden Interaktionen bei …
Tumorpatienten haben ein hohes Risiko für unerwünschte Ereignisse in Folge von Arzneimittelinteraktionen. Ziel dieser Arbeit war es, eine handlungsorientierte Übersichtstabelle zu potenziell auftretenden, klinisch relevanten Interaktionen bei (hämato-)onkologischen Patienten zu erstellen. Hierzu wurden für die ausgewählten Arzneimittel die potenziellen Interaktionspartner sowie Art und Schweregrad der Interaktionen systematisch in fünf Datenbanken (Lexi-interact, Stockley‘s Drug Interactions, drugs.com, Drugdex, bccancer.bc.ca) sowie den Fachinformationen analysiert. Die Resultate wurden je Arzneimittelkombination bezüglich Schweregrad und Ursache der Interaktion sowie vorgeschlagenem klinischen Management verglichen. Die teils uneinheitlich bewerteten Interaktionen wurden von einem Apotheker-Team einer abschließenden Bewertung unterzogen und die Ergebnisse in Tabellenform dargestellt. Zur Einführung wurden die Ärzte der (hämato-)onkologischen Stationen in der Benutzung der Tabelle geschult. Ein Jahr nach Einführung wurde die Zufriedenheit der Anwender mittels Fragebogen erhoben. Die resultierende Tabelle beinhaltet 26 Arzneimittel, denen 38 Interaktionspartner zugeordnet sind. Rund 30 % bzw. 70 % der gelisteten Interaktionen sind als sehr schwerwiegend bzw. schwerwiegend eingestuft. Die Zufriedenheit der Anwender ist hoch. Die Erstellung und Aktualisierung einer solchen Tabelle gehen mit hohem Aufwand einher. Limitationen der Übersichtstabelle bestehen hinsichtlich der begrenzten Wirkstoffauswahl, der fehlenden Berücksichtigung patientenindividueller Faktoren sowie bei der Verordnung von mehr als zwei Arzneimitteln gleichzeitig.
Schlüsselwörter: Interaktionen, Zytostatika, Tumortherapie, Interaktionsprüfung, Arzneimitteltherapiesicherheit
Krankenhauspharmazie 2020;41:90–8.
English abstract
Developing and implementing a synoptic table of serious drug interactions in (haemato-)oncology patients
(Haemato-)oncology patients are exposed to a high risk of drug interactions. To address this issue, a synoptic table of severe drug interactions for this patient cohort was developed. Potential interactions of selected drugs were systematically analyzed using five databases (bc.cancer.ca, drugs.com, Lexi-interact, Drugdex, Stockleys Drug Interactions) and the SmPCs. The resulting data about the interactions were compared in terms of severity, underlying mechanism and recommended clinical management. A team of pharmacists conducted a final assessment of the partially inconsistent findings and compiled the results in table format. Involved clinicians were trained in using the table. A survey about users' satisfaction with the chart was conducted one year after implementation. The final table comprises 26 drugs and 38 interaction partners. About 70 % of the interactions are categorized as severe. Users' satisfaction is high and improves the awareness for medication safety caused by interactions. High effort of compilation, covering a limited number of drugs, neglecting patient individual parameters and assessing multiple interactions in patients receiving more than two drugs include the shortcomings of the synopsis.
Key words: drug-drug interaction, cytostatic agents, oncology patients, interaction check, medication safety
Jedes Wort wirkt – die Sprache in der Krankenhausapotheke
Der erste Teil dieses Beitrags betrachtet die Kommunikation als einen Prozess. Das Lingva Eterna Kommunikationsmodell mit seinen fünf Schritten macht es leicht, Gespräche klar und sicher zu führen. Sobald ein Schritt fehlt oder die Reihenfolge von zwei Schritten vertauscht ist, kann es zu Kommunikationsfehlern kommen. Der zweite Teil dieses Beitrags stellt das Lingva Eterna Sprach- und Kommunikationskonzept vor. Es macht die Wirkung der Sprache auf die Kommunikation und auf die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit bewusst. Der Schlüssel ist der bewusste Umgang mit Wortschatz, Satzbau und Grammatik. Es wird deutlich, wie Apothekerinnen und Apotheker im Krankenhaus durch den bewussten Gebrauch der Sprache Präsenz zeigen und damit leichter Ziele erreichen.
Schlüsselwörter: Gesprächsführung, Kommunikation, Kommunikationsfehler, Präsenz, Klarheit, Lingva Eterna Kommunikationsmodell, Lingva Eterna Sprach- und Kommunikationskonzept
Krankenhauspharmazie 2020;41:99–103.
English abstract
Every single word has an effect – the use of language in the hospital pharmacy. Five steps for a clear and positive communication
The first part of this article considers communication as a process. The Lingva Eterna communication model with its five steps makes it easy to master a clear and positive conversation. Once one of these five steps is left out or the order of two steps is interchanged miscommunication is possible. The second part of this article presents the Lingva Eterna language and communication concept. It makes aware of the effect of the language on the communication and on the development of one's own personality. The key to it is the clear use of words, sentence structure and grammar. It becomes apparent how pharmacists can present themselves with the clarity and power of language and thus reach their goals more easily.
Key words: negotiation, communication, misscommunication, presence, clarity, Lingva Eterna communication modell, Lingva Eterna language and communication concept
Interaktionscheck
Das Interaktionspotenzial der Hypnotika
Zur kurzzeitigen Behandlung von Schlafstörungen werden primär Benzodiazepine und die beiden Z-Substanzen Zolpidem und Zopiclon verwendet. Von den Benzodiazepinen sind besonders bei den kurzwirksamen Hypnotika klinisch relevante Interaktionen mit Modulatoren des Cytochrom-P450(CYP)-Isoenzyms 3A4 in klinischen Studien beschrieben. Zolpidem und Zopiclon können durch CYP3A4-Induktoren einem Wirkungsverlust unterliegen. Melatonin mit einem abweichenden Wirkungsprofil ist als CYP1A2-Substrat nicht frei von pharmakokinetischen Wechselwirkungsrisiken. In der Interaktionstabelle (Tab. 1) wird das Verhalten der Benzodiazepin-Hypnotika sowie der Z-Substanzen und Melatonin zu den CYP-Enzymen zusammengefasst.
Medikationsfehler
La Le Lu, der Patient schläft immerzu …
Stress macht anfälliger für Fehler. Einer Pflegekraft passierte in einer solchen stressigen Situation durch einen Personalengpass ein Dosierfehler: Ein hochbetagter Patient erhielt aus Versehen die vierfache Dosis eines Neuroleptikums.
Benigne Prostatahyperplasie
Moderne Verfahren sind sicher und effektiv
Die monopolare transurethrale Resektion der Prostata (TURP) wird bereits seit den 70er-Jahren erfolgreich bei Männern mit benigner Prostatahyperplasie (BPH) eingesetzt. In den letzten 20 Jahren haben sich Vaporisation sowie die endoskopische Enukleation der Prostata als alternative Verfahren zur TURP etabliert. In einer Analyse von 109 Studien konnte das bessere Sicherheitsprofil dieser Verfahren gegenüber der monopolaren TURP gezeigt werden.
Anästhesie bei Mammakarzinom
Regional- oder Allgemeinanästhesie – was ist besser bei Resektion eines Mammakarzinoms?
Bisherige klinische Studien liefern widersprüchliche Ergebnisse. Die vorliegende Studie zeigt, dass sowohl Rezidivrate als auch Narbenschmerzen nach der Resektion unabhängig von der Anästhesieform sind.
Anti-IgE-Therapie
Omalizumab könnte Kindern mit Neurodermitis helfen
Für pädiatrische Patienten mit schwerer atopischer Dermatitis und erhöhten IgE-Spiegeln, die auf andere Behandlungen nicht ansprechen, könnte Omalizumab zukünftig eine Therapieoption sein. In einer kürzlich publizierten randomisierten, Placebo-kontrollierten Studie führte die Behandlung mit dem IgE-Antikörper zu einer signifikanten Verbesserung der ekzematösen Hauterscheinungen, der Lebensqualität und zur Einsparung von Cortison.
Akute myeloische Leukämie
Caspofungin sticht Fluconazol in der Prophylaxe invasiver Mykosen
Das Echinocandin Caspofungin ist in der Prophylaxe invasiver Pilzerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen mit akuter myeloischer Leukämie (AML) deutlich wirksamer als Fluconazol. Der Effekt ist so augenscheinlich, dass eine diesbezüglich angelegte Phase-III-Studie vorzeitig beendet wurde.
Juveniler Diabetes mellitus Typ 2
Zusätzliche Gabe von Liraglutid verbessert glykämische Kontrolle
In einer Phase-III-Studie mit vorwiegend übergewichtigen Kindern und Jugendlichen wurde gezeigt, dass die zusätzliche Gabe von Liraglutid zu einer Basismedikation mit Metformin und gegebenenfalls Insulin die glykämische Kontrolle verbessert. Dieser Benefit ging allerdings mit vermehrt auftretenden gastrointestinalen Beschwerden einher.
G-BA-Beschluss – Neubewertung