Foto: Philipp Külker
Sprache ist ja schon etwas Verrücktes, ihr primärer Zweck ist die Kommunikation zwischen zwei Menschen oder innerhalb einer Gruppe. Mit Sprache kann aber auch dem grundlegenden Bedürfnis nach Gemeinsamkeit und Zugehörigkeit Ausdruck verliehen werden. Wir nutzen sie, um mit Begriffen unsere Eindrücke und Wahrnehmungen in Worte zu fassen, Meinungen zu formulieren und Wissen zu erweitern und zu teilen. Dieses Werkzeug hilft, uns selbst und andere zu verstehen. Ob die Sprache sich von der Natur inspirieren ließ, aus einer Kombination von Lauten und Gesten entstand oder wer gar das erste Wort gesprochen hat, wird nicht geklärt werden können.
Sprache im heutigen Sinn gibt es seit mindestens 40 000 Jahren und alle etwa 4000 bis 5000 Sprachen und unzähligen Dialekte haben immer noch eins gemeinsam – sie sind im stetigen Wandel. Wenn ich heutzutage eine Information als „merkwürdig“ empfinde, dann wäre diese Information zu Goethes Zeiten nicht etwas Seltsames gewesen, sondern etwas, das man sich merken sollte. Es können sogar neue Wörter erfunden werden: „Danke, ich bin sitt.“ Im Jahr 1999 versuchte ein Getränkehersteller im Rahmen einer PR-Aktion mit einem Wettbewerb eine Lücke in der deutschen Sprache zu schließen und lobte einen Preis auf das Gegenteil von durstig aus. Auch wenn dieses Beispiel sicher aus der Kategorie „Abstruses“ stammt, verdeutlicht es einen Sachverhalt – die Annahme, dass Sprache fix ist, ist einfach nicht richtig und diesem Gedanken sollten wir uns öffnen, aber auch nicht mit aller Macht versuchen, etwas zu erzwingen.
George Orwell sagte, dass Freiheit das Recht sei, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen. Damit wären wir wieder bei den Emotionen, die durch Sprache entstehen und Kontroversen, mit denen wir uns beschäftigen wollen. Die Einhaltung der Orthografie und eine präzise Sprache sind meines Erachtens genauso wichtig, wie sich fair auszudrücken. Aber das „wie“ fällt mir nicht immer leicht, denn faires Formulieren ist ein Lernprozess und gerade am Anfang geht nicht jeder Text so leicht von der Hand wie man es gewohnt ist.
Die Mitgliederversammlung hat 2019 beschlossen, eine Projektgruppe einzurichten, die einen Leitfaden und Anwendungstipps für gendersensible Sprache erstellen soll. In dieser Ausgabe finden Sie die kompakte Form des Leitfadens sowie einen von der Projektgruppe verfassten Übersichtsartikel zu diesem Thema. Lesen Sie diesen Artikel und den Leitfaden gerne durch, stellen der Autorengruppe Fragen und entscheiden Sie für sich, inwieweit Sie diesen Empfehlungen folgen. Nachdem ich mich jetzt länger mit dem Thema auseinandergesetzt habe, habe ich gelernt, dass es Menschen gibt, die sich durch die Verwendung meines gewohnten Sprachgebrauchs nicht eingeschlossen fühlen, obwohl das nie in meiner Absicht lag. Sprache dient auch dem Ausdruck von Gemeinsamkeit und Zughörigkeit und aus diesem Grund werde ich zukünftig versuchen, vermehrt gendersensibel zu formulieren.
Beste Grüße
Kim Green, ADKA-Präsident
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