Interview mit Dr. Heike Hilgarth, Wissenschaftsreferentin der ADKA


Das Interview führte Dr. Matthias Fellhauer

Sie sind seit Herbst 2021 Wissenschaftsreferentin der ADKA. Was hat – aus Ihrer Sicht – unseren Verband dazu bewogen, diese neu geschaffene Position einzurichten? Und was hat Sie dazu motiviert, sich auf die Stelle zu bewerben?

Krankenhausapothekerinnen und Krankenapotheker nehmen eine Schlüsselfunktion im Medikationsprozess im Krankenhaus ein und leisten einen wichtigen Beitrag zur Patienten- und Arzneimitteltherapiesicherheit. Die neu geschaffene Stelle im Wissenschaftsreferat der ADKA bietet die Möglichkeit, diesen Prozess professionell und wissenschaftlich zu begleiten und das Ehrenamt zu unterstützen. Mit meiner langjährigen Erfahrung als Apothekerin im Krankenhaus sowie mit meiner Begeisterung für unseren Berufsstand möchte ich dazu beitragen, die Ziele der ADKA, die (wissenschaftliche) Außenwahrnehmung sowie die Interprofessionalität unseres Berufsstandes zu fördern und weiterzuentwickeln. Das Wissenschaftsreferat der ADKA fokussiert auf Aspekte der Arzneimitteltherapiesicherheit aus der Sicht der Krankenhausapotheker, unterstützt die klinisch-pharmazeutische Praxis und Entwicklung von Standards und fördert den interprofessionellen Austausch im berufspolitischen Umfeld. Die Möglichkeit, als Wissenschaftsreferentin diesen Prozess zu begleiten und Inhalte mitzugestalten, stellt für mich eine spannende Herausforderung dar.

Die fachliche Arbeit der ADKA fand bisher vorwiegend in den Ausschüssen statt, sie wurden gerne auch als „Rückgrat“ der ADKA bezeichnet. Gibt es Planungen oder sogar konkrete Projekte, diese Arbeitsweise zu ändern oder weiterzuentwickeln? In welcher Form dürfen die Ausschüsse Unterstützung durch das Wissenschaftsreferat erwarten?

Den Stellenwert der klinisch-pharmazeutischen Tätigkeiten sowie das gesamte Spektrum der Krankenhauspharmazie im Kontext der Arzneimitteltherapiesicherheit herauszustellen und weiterzuentwickeln, ist für unseren Berufsstand von großer Bedeutung. Die langjährig gut etablierten Strukturen, die ausgezeichnete Vernetzung sowie das Engagement auf Bundes- und Landesebene, beispielsweise in Stellungnahmeverfahren und Leitlinienerstellung, sind wichtige Säulen, die die fachliche und wissenschaftliche Kompetenz der Ausschüsse der ADKA unterstreicht und öffentlich sichtbar macht. Als Wissenschaftsreferentin möchte ich hier anknüpfen.

Im engen Austausch mit den ADKA-Ausschüssen, den ADKA-Beauftragten und anderen engagierten Mitgliedern wollen wir unseren Aufgaben im Gesundheitssystem nachkommen und unser Engagement sowie unsere Außenwahrnehmung weiter stärken. In enger Vernetzung und Kooperation mit den Ausschüssen soll die hervorragende Arbeit fortgeführt, weiterentwickelt und gegebenenfalls projektbezogen durch das Wissenschaftsreferat unterstützt bzw. koordiniert werden. Konkret kann das Wissenschaftsreferat das Ehrenamt entlasten und bei der Bearbeitung einzelner Fragestellungen oder bei der Vernetzung verschiedener Projekte untereinander die Ausschüsse unterstützen. Ein wesentlicher Punkt für mich ist die Kommunikation der inhaltlichen Arbeit der Ausschüsse in die breite Mitgliedschaft und in die Öffentlichkeit, mit dem Ziel, die hervorragenden Leistungen, Projekte und Konzepte transparenter und sichtbarer zu gestalten. Mit der Professionalisierung der ADKA wird die Bearbeitung projektbezogener Fragestellungen zunehmen und ich freue mich auf die gemeinsame Arbeit mit Vertreterinnen und Vertretern der Ausschüsse, aber auch mit interessierten Mitgliedern.

Gibt es ganz neue Themen, die Sie als Wissenschaftsreferentin besetzen wollen? Gab es bereits konkrete „Aufträge“ des Präsidiums an die Wissenschaftsreferentin?

Ich verstehe das Wissenschaftsreferat als eine Chance, insbesondere wissenschaftliche Erkenntnisse zu sammeln und diese (zu erarbeitenden) Konzepte dann in die Praxis zu bringen. Hier könnten die Standardisierung/Vereinheitlichung geeigneter Prozesse im Medikationsprozess, ebenso wie die Bereitstellung von Arbeitshilfen für die Praxis ein geeignetes Instrument sein. Daneben sind die Qualitätssicherung unserer Prozesse, der intensive und regelmäßige Austausch untereinander sowie eine gute Vernetzung und Kommunikation mit anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen wichtige Grundelemente der Arbeit im neu gegründeten Referat. Ganz konkret werde ich zunächst in der Koordination und Umsetzung der Maßnahmen unterstützen, bei denen die ADKA beim AMTS-Aktionsplan 2021–2024 des Bundesgesundheitsministeriums federführend ist oder bei denen sie ihre Mitwirkung zugesagt hat, sowie in interprofessionellen Arbeitsgruppen die ADKA vertreten.

Ist die Wissenschaftsreferentin auch Ansprechpartnerin für einzelne Mitglieder? Können Sie Hilfestellung bei individuellen Fragen geben?

Ein enger fachlicher und persönlicher Austausch mit den Mitgliedern und anderen Gremien der ADKA ist mir sehr wichtig. Eine individuelle Beantwortung von patientenbezogenen Anfragen wird das Wissenschaftsreferat nicht anbieten. Gern unterstütze ich aber die Vernetzung von Mitgliedern mit besonderen Anfragen mit den Experten aus den Ausschüssen und/oder anderen Gremien der ADKA. Zukünftig will das Wissenschaftsreferat mit der Bereitstellung verschiedener gemeinsam erarbeiteter klinisch-pharmazeutischer Standards und Empfehlungen sowie deren regelmäßiger Aktualisierung einen neuen Service für die Mitglieder etablieren.

Die Kolleginnen und Kollegen haben sicher großes Interesse an der Arbeit der Wissenschaftsreferentin. Wie ist die Kommunikation zwischen der Referentin und der breiten Kollegenschaft in der ADKA organisiert?

Die Kommunikation zwischen dem Wissenschaftsreferat und den Mitgliedern der ADKA wird auf verschiedenen Wegen stattfinden. Von besonderer Bedeutung ist für mich der persönliche Austausch, beispielsweise auf Kongressen und/oder Veranstaltungen. Darüber hinaus werden wir Inhalte aus dem Wissenschaftsreferat in Form von Newslettern oder E-Mails weitergeben, auf unserer Homepage veröffentlichen oder auch in den ADKA-Datenbanken zur Verfügung stellen. Für die Zukunft kann ich mir vorstellen, auf ADKA-Kongressen unter dem Punkt „Neues aus dem Wissenschaftsreferat“ einen Einblick in meine Arbeit und die aktuellen Projekte zu geben. Hier sehe ich eine Chance, den Kontakt zur breiten Kollegenschaft herzustellen und Interesse für die Arbeit der ADKA zu fördern und gleichzeitig im direkten Austausch praxisrelevante Aufgabenfelder zu identifizieren.

Ein wesentlicher Teil der Krankenhauspharmazie ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen, insbesondere der Ärzteschaft. Planen Sie hier neue oder intensivierte Formen der Kooperation, beispielsweise mit medizinischen Fachgesellschaften?

Medizinische Fachgesellschaften und andere relevante Organisationen auf Bundes- und Landesebene sowie Patientenorganisationen sind wichtige Partner für die ADKA im gemeinsamen Streben für eine optimale Arzneimitteltherapie im Krankenhaus. Gemeinsame Empfehlungen und Statements zur Sicherstellung der Qualität in dem hochkomplexen Prozess der Arzneimitteltherapie unter Beteiligung aller relevanten Gesundheitsberufe, deren Vertretungen sowie Patientenorganisationen sind von entscheidender Bedeutung für die Arbeit der ADKA. Eine Vielzahl von Kolleginnen und Kollegen leistet schon heute einen wesentlichen Beitrag zu Aus-, Fort- und Weiterbildungen für andere Gesundheitsberufe. Ich möchte gern die Teilnahme und Partizipation unserer Kolleginnen und Kollegen auf Kongressen/Veranstaltungen anderer Gesundheitsberufe weiter fördern und interprofessionelle Vernetzung unterstützen. Als eines der ersten Projekte werden wir die Zusammenarbeit mit der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) weiter ausbauen und an gemeinsamen Empfehlungen zur Ausstattung von Intensivstationen und zur Standardisierung arbeiten. Ich bin zuversichtlich, dass es in weiteren Projekten auch mit anderen medizinischen Fachgesellschaften zu einem engen Austausch kommen wird.

Gibt es einen Wunsch, den Sie im Sinne einer intensiven und konstruktiven Zusammenarbeit an Ihre Kolleginnen und Kollegen formulieren wollen?

Ich freue mich sehr über das vielfältige ehrenamtliche Engagement und über das Interesse, sich an Projekten unseres Berufsverbandes zu beteiligen. Ich wünsche mir, den etablierten engen fachlichen Austausch, die gute Vernetzung und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Mitgliedern, den verschiedenen Gremien und Beauftragten der ADKA sowie den Ausschüssen weiterführen zu können und so das Wissenschaftsreferat als ein festes Bindeglied zwischen Wissenschaft und Praxis im Berufsverband zu stärken.

 

Dr. Heike Hilgarth, ADKA – Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker e. V., Alt-Moabit 96, 10559 Berlin, E-Mail: hilgarth@adka.de

Dr. Matthias Fellhauer, Apotheke der Schwarzwald Baar-Klinikum Villingen-Schwenningen GmbH, Klinikstraße 11, 78052 Villingen-Schwenningen, E-Mail: matthias.fellhauer@sbk-vs.de

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