Interview mit Dr. Heike Hilgarth, Wissenschaftsreferentin der ADKA
Das Interview führte Dr. Matthias Fellhauer
Ileus am Lebensende – Besonderheiten in der Pharmakotherapie
Bei einem Ileus kommt es zu einem gestörten Weitertransport des Darminhaltes. Dies beeinträchtigt natürlich auch die Arzneistoffresorption. Eine ausreichende Therapiesicherheit kann bei oraler Gabe deswegen nicht mehr gewährleistet werden. Bei Palliativpatienten ist eine häufige Ursache Tumorwachstum im Bauchraum. Um die Patienten trotz aller Umstände bestmöglich zu versorgen, sind pharmazeutischer Sachverstand und Kreativität gefragt.
Schlüsselwörter: Palliativpharmazie, Palliativmedizin, Ileus, Pharmakotherapie, maligne intestinale Obstruktion, Applikationsweg, Lebensende, Arzneimitteltherapie
Krankenhauspharmazie 2022;43:469–75.
English abstract
Ileus at the end of life – special features of pharmacotherapy
A subileus or ileus (impending or existing bowel obstruction) can have many different causes. In the palliative context, the obstruction may result for example, from tumor growth, adhesions or radiogenic fibrosis. Other reasons to consider include motility disorders or paralytic ileus due to medication or because of the disease or comorbidities [20]. However, abdominal tumor disease is most common [18]. Development of an ileus is often multifactorial. The challenges are multifaceted – not least because patients can (out-)live with a complete obstruction for a very long time, thus care must be adapted multiple times.
Even in palliative patients’ diagnostic measures should be performed for the most probable reason. However, treatment, especially at the end of life, primarily focuses on good symptom control and not always on elimination of the ileus [1].
The focus of this article is on symptomatic therapy of (malignant) intestinal obstruction MIO.
Key words: Palliative pharmacy, palliative care, ileus, pharmacotherapy, malignant intestinal obstruction, route of administration, end of life, drug therapy
Nomogramm auf Basis der eGFR zur empirischen Dosierung von Piperacillin/Tazobactam als …
Die frühe Antibiotikatherapie ist bei kritisch kranken Patienten entscheidend für das Outcome. Für Piperacillin, eins der wichtigsten Breitspektrum-Antibiotika der Intensivstation, hat sich die kontinuierliche Infusion gegenüber der intermittierenden Gabe als klinisch überlegen herausgestellt. Ziel der retrospektiven Studie war die Entwicklung und Validierung eines Dosierungsschemas (Nomogramms) für die empirische Dosierung von Piperacillin als kontinuierliche Infusion in Abhängigkeit von der Nierenfunktion. Dazu wurde in einer Kohorte kritisch kranker Patienten (Patientengruppe 1, n = 53) die Korrelation von Piperacillin und Nierenfunktion (eGFR nach der CKD-EPI-Formel) untersucht. Da sich ein linearer Zusammenhang der Piperacillin-Clearance und der Creatinin-Clearance ergab (r2 = 0,62), ließ sich die über 24 Stunden durch kontinuierliche Infusion zu applizierende Piperacillin-Menge in g PipKI24 ebenfalls als Funktion der Creatinin-Clearance darstellen: PipKI24 = (0,120512 + 0,185924 × ClKrea) × Target Css × (24/1000). Die Dosierung von Piperacillin wurde an dem Css-Zielwert 64 mg/l ausgerichtet. Das dadurch abgeleitete Nomogramm wurde anhand einer zweiten Kohorte von Intensivpatienten (Patientengruppe 2, n = 67) validiert. Durch die Anwendung des Nomogramms erreichten 100 % der Patienten eine Konzentration ≥ 16 mg/l (entsprechend 100 % fT ≥ 1-mal MHK von Pseudomonas aeruginosa) und 79,1 % der Patienten eine Piperacillin-Konzentration ≥ 64 mg/l (entsprechend 100 %fT ≥ 4-mal MHK von Pseudomonas aeruginosa). Durch die (initiale) Anwendung des Nomogramms mit anschließendem engmaschigem Drug-Monitoring könnte das klinische Outcome insbesondere von Patienten mit schneller renaler Ausscheidung (ARC) kombiniert mit Problemkeimen (MHK = 16 mg/l) verbessert werden.
Schlüsselwörter: Nomogramm, Dosierung, Piperacillin, kontinuierliche Infusion, kritisch kranker Patient
Krankenhauspharmazie 2022;43:477–84.
English abstract
Nomogram based on eGRF for empirical dosing of piperacillin/tazobactam by continuous infusion in critically ill patients
The timely antibiotic therapy is crucial for the outcome in critically ill patients. Continuous infusion was shown to be superior versus intermittent infusion of the broad spectrum antibiotic piperacillin in the intensive care unit. The aim of this retrospective study was to create and validate a nomogram for empirical dosing of piperacillin by continuous infusion in relation to the renal function. The correlation between piperacillin and creatinine clearance (calculated using CKD-EPI formula) was assessed in a cohort of critically ill patients (group 1, n = 53). A linear relationship between piperacillin clearance and creatinine clearance was observed (r2 = 0.62). Thus, it was possible to express the dose of piperacillin by 24 hour continuous infusion as a function of creatinine clearance and piperacillin target concentration Css :
PipKI24 = (–0.120 512 + 0.185 924 × ClKrea) × Target Css × (24/1000)
The dose was adjusted to the predefined target Css of 64 mg/liter. The performance of the created nomogram was validated in a similar cohort (group 2, n = 67). By application of the nomogram in group 2 the minimum PK-target attainment of ≥ 16 mg/liter was realized in 67 patients (100 %) and the higher PK-target attainment of ≥ 64 mg/liter was achieved in 53 patients (79.1 %). Thus, the nomogram with subsequent drug monitoring could improve the clinical outcome, especially for patients with augmented renal clearance in combination with borderline susceptible pathogens (MHK = 16 mg/l).
Key words: nomogram, dosing, piperacillin, continuous infusion, critically ill patient
Medizinische Versorgung von Kindern
Kongress für Kinder- und Jugendmedizin 2022
Beim diesjährigen Kongress für Kinder- und Jugendmedizin, der vom 7. bis 10. September in Düsseldorf und virtuell stattfand, wurden verschiedenste Aspekte der Kinderheilkunde beleuchtet. So waren unter anderem die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kindergesundheit Thema, aber auch andere infektiologische Krankheitsbilder wie die ambulant erworbene Pneumonie. Außerdem ging es um seltenere Erkrankungen wie das maligne Melanom oder die Etablierung einer guten Fehlerkultur.
Krankenhauspharmazie 2022;43:485–9.
Medikationsfehler
Alles gut, unser Pflegeheim wird doch von einer Apotheke versorgt!
Inzwischen nutzen viele Pflegeheime den kostenpflichtigen Service einer öffentlichen Apotheke und lassen die Arzneimittel individuell für ihre Patienten liefern. Die Arzneimittel werden im Rahmen der Heimversorgung von der Apotheke unter anderem mit den Patientennamen beschriftet und ausgeliefert. Die Apotheke berechnet in der Regel für die Dauermedikationen der Heimbewohner auch die Einnahmereichweiten der Arzneimittel und bestellt die benötigten Medikamente nach Anforderung der Rezepte beim behandelnden Arzt rechtzeitig nach.
Rheumatoide Arthritis
Olokizumab erweitert Therapiespektrum bei rheumatoider Arthritis
In der Therapie der rheumatoiden Arthritis ist seit einigen Jahren viel Bewegung. Nun hat der monoklonale Antikörper Olokizumab erfolgversprechende Ergebnisse in einer Phase-III-Studie gezeigt. Danach wirkt Olokizumab mindestens so gut wie die derzeitige Therapie, bestehend aus Methotrexat und Adalimumab. Damit könnten sich für betroffene Patienten neue Therapieoptionen eröffnen.
Relugolix plus Estradiol und Norethisteron
Kombinationstherapie zur Schmerzreduktion bei Endometriose
Die einmal tägliche orale Gabe einer Fixkombination bestehend aus dem GnRH(Gonadotropin Releasing Hormon)-Antagonisten Relugolix plus Estradiol und Norethisteron erwies sich in zwei Phase-III-Studien als effektiv zur Behandlung von Endometriose-assoziierten Schmerzen – bei gleichzeitig günstigem Nebenwirkungsprofil.
Kardiologie
Sekundärprävention mit Polypille
In einer prospektiven Interventionsstudie konnte erstmals der kardiovaskuläre Benefit einer Polypille bei Herzinfarktpatienten gezeigt werden. Die Sekundärprävention mit einer Acetylsalicylsäure (ASS), Ramipril und Atorvastatin enthaltenden Tablette verbesserte mehrere kardiovaskuläre Parameter, was vermutlich auf eine höhere Adhärenz zurückzuführen ist.
Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion
Omecamtiv-Mecarbil: Ein Update
Omecamtiv-Mecarbil ist ein neuer Wirkstoff zur Therapie der Herzinsuffizienz. In einer randomisierten, multizentrischen Phase-III-Studie führte die Einnahme bei Patienten mit Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion nicht zu einer Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit.
Förderung der Teilnahme am 27. EAHP-Kongress
Mit freundlicher Unterstützung durch die ADKA Stiftung e. V.
Ausschreibung von Kongress-Stipendien zur Förderung der Teilnahme am 27. EAHP-Kongress in Lissabon 2023 durch die ADKA-Stiftung zur Förderung der Klinischen Pharmazie e. V.