Levothyroxin – Applikationswege jenseits der peroralen Tablette
In Deutschland werden knapp 4 Millionen Patienten aufgrund einer Hypothyreose mit Levothyroxin, einem der Schilddrüsenhormone, substituiert. Die bei Weitem gebräuchlichste Arzneiform ist die Tablette, die 30 Minuten vor dem Frühstück eingenommen werden muss. Führt diese Nüchterneinnahme bei den Patienten zur Non-Adhärenz oder kommt die orale Einnahme aufgrund von Schluckstörungen oder Malabsorptionsstörungen nicht infrage, stehen einige andere Möglichkeiten der Applikation zur Verfügung. Dieser Artikel soll eine Übersicht über die in Deutschland verfügbaren Applikationsformen und -wege von Levothyroxin geben und hierbei auch erläutern, was innerhalb und außerhalb der Zulassung (im sog. Off-Label-Use) möglich ist. Er soll als Hilfestellung dienen und auch eher ungewöhnliche Applikationswege aufzeigen, die im Einzelfall eine Alternative darstellen können. Damit soll ein Beitrag zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit und der adäquaten Patientenversorgung geleistet werden.
Schlüsselwörter: L-Thyroxin, peroral, intravenös, subkutan, intramuskulär, rektal, parenteral
Krankenhauspharmazie 2021;42:445–51.
English abstract
Levothyroxine – alternative forms and ways of application
Nearly 4 million patients are treated for hypothyreoidism in Germany with levothyroxine. The most commonly used form for this purpose is the tablet, which has to be taken 30 minutes before breakfast. If taking it on an empty stomach leads to non-adherence or if oral intake is problematic due to dysphagia or malabsorption, other ways of application are at hand. This article informs about the different forms and ways of application available in Germany and also explains which ones are In- or Off-Label-Use. It describes this variety of approaches to serve as guidance in intricate situations and to therefore contribute to drug therapy safety and to adequate patient care.
Key words: Levothyroxine, oral intravenous, rectal, intramuscular, parenteral
Arzneimittelinformation aus der Krankenhausapotheke
Leitlinie der ADKA zur Qualitätssicherung*. Stand der letzten Änderung: 15.09.2021
Expertengremium: ADKA-Ausschuss Arzneimittelinformation Dorothea Strobach, München; Claudia Mildner, Mainz (Vorsitz); Steffen Amann, München; Julia Hehr, Hannover; Sigrun Klausner, Salzburg; Claudia Lamberth, Idar-Oberstein; Andreas Münstedt, Münster; Andrea Obermeier, München; Carolin Schuhmacher, Villingen-Schwenningen; Cornelia Vetter-Kerkhoff, München
Krankenhauspharmazie 2021;42:452–65.
Interdisziplinärer Blick auf geriatrische Patienten
33. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
Unter dem Motto „Geriatrie – Brücke zwischen Generalisten und Spezialisten“ fand vom 2. bis 4. September 2021 der Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) online statt. Die komplexe klinische Versorgung betagter Patienten bedürfe der integrierenden Sicht des Generalisten, aber auch der Expertise des Spezialisten, erklärte der DGG-Kongresspräsident Prof. Rainer Wirth. Dies spiegelte sich auch im breiten Themenspektrum wider: Die Palette umfasste zum Beispiel Sturzgefahr durch Nebenwirkungen von Arzneimitteln, Schluckstörungen im Alter sowie aktuelle Erkenntnisse zu COVID-19 bei älteren Patienten.
Krankenhauspharmazie 2021;42:466–70.
PICA-LOOP-Syndrom? Ein seltener Fall von therapierefraktärer Hypertonie
Ein 75-jähriger Patient mit multiplem Myelom wird mit Troponin-T(TnT)-Erhöhung, Blutdruckentgleisungen bis 250 mm Hg systolisch sowie Synkope nach zu starker Blutdrucksenkung zur weiteren Abklärung auf eine angiologische Bettenstation verlegt. Im Rahmen des stationären Aufenthalts werden mögliche Ursachen einer sekundären Hypertonie untersucht und die seltene Diagnose eines PICA-Loop-Syndroms gestellt. Hierbei wird die sekundäre Hypertonie durch eine Kompression des Blutdruckzentrums der Pons aufgrund eines schleifenartigen Verlaufs der hinteren unteren Kleinhirnarterie (PICA) bedingt. In weiterer Folge wird die Arzneimitteltherapie durch das multidisziplinäre Team auf Basis patientenindividueller Faktoren entsprechend angepasst.
Krankenhauspharmazie 2021;42:471–4.
Medikationsfehler
Levofloxacin als Dauermedikation?
Bei einem stationär behandelten Patienten soll die ambulant begonnene Levofloxacin-Therapie fortgeführt werden. Auf Nachfragen des Apothekers stellt sich heraus, dass die Behandlung schon seit Längerem ohne erkennbare Indikation durchgeführt wird.
Polypharmazie bei älteren Patienten
Weder Schaden noch Nutzen durch Optimierung der Pharmakotherapie
Unangemessene Polymedikation bei älteren Menschen ist nach wie vor ein großes Problem. Die europäische Studie OPERAM hat untersucht, wie sich die Optimierung der Pharmakotherapie bei multimorbiden Patienten auf die Häufigkeit von Klinikeinweisungen auswirkt.
Rekonstruktive Beckenoperationen
Tamsulosin zur Vorbeugung von postoperativem Harnverhalt bei Frauen
Harnverhalt ist eine häufige, aber belastende Komplikation der Beckenchirurgie, die häufig bei weiblichen Patienten auftritt. Die vorliegende randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Studie untersucht die Wirksamkeit von Tamsulosin zur Prävention von Harnverhalt bei Patientinnen nach rekonstruktiven Beckenbodenoperationen.
Demenzassoziierte Psychose
Wirksamkeit von Pimavanserin bei demenzassoziierten Psychosen
Das seit 2016 in den USA für Parkinson-assoziierte Psychosen zugelassene Pimavanserin zeigte auch bei anderen Demenzformen eine Wirksamkeit gegen Psychosen mit Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Dies zeigen die Daten der Absetzstudie HARMONY, die im New England Journal of Medicine publiziert wurden.
Postpartale Depression
Zuranolon bessert HAM-D-17-Score während und nach 2-wöchiger Therapie
In einer Phase-III-Studie wurden 153 junge Mütter mit postpartaler Depression über 14 Tage mit Zuranolon vs. Placebo behandelt. Verglichen mit Placebo führte die Gabe von Zuranolon-Tabletten zu einer signifikant stärkeren Verbesserung der Symptome laut Hamilton-Depressionsskala an Tag 15. Auch hinsichtlich der sekundären Endpunkte schnitten die Patientinnen der Zuranolon-Gruppe besser ab.
Neurologie
Sekundärprävention nach einem Schlaganfall
Im Hinblick auf das Wiederauftreten eines Schlaganfalls ist eine Prävention mit Clopidogrel/Ticagrelor plus Acetylsalicylsäure (ASS) einer Monotherapie mit ASS überlegen. Dieser Vorteil ist allerdings mit einem erhöhten Blutungsrisiko assoziiert, so das Fazit einer aktuellen Metaanalyse.
Typ-II-Diabetes
Vergleichsstudie von Tirzepatid gegen Semaglutid
Die SURPASS-2-Studie, eine offene, Phase-III-Studie mit Typ-II-Diabetikern, die unzureichend mit Metformin 1500 mg behandelt wurden, zeigte die Überlegenheit von Tirzepatid gegenüber dem bekannten Semaglutid, bei ähnlichem Nebenwirkungsprofil und gleicher Anwendungsart.
G-BA-Beschluss
Remdesivir bei COVID-19
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat im September 2021 mit Remdesivir erstmals den Zusatznutzen eines antiviralen COVID-19-Arzneimittels bewertet. Die Datenlage erlaubt die Bewertung des Zusatznutzens allerdings nur für Patienten, deren Lungenentzündung noch nicht weit fortgeschritten ist.
Ausbildungsprojektpreis der ADKA
Mit den Ausbildungsprojektpreisen „Diplom“ und „PJ-Projekt“ des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) e. V. sollen herausragende Projekt- und Diplomarbeiten ausgezeichnet werden. 2022 werden die beiden Preise bereits zum elften Mal verliehen. Als Preis erhält der Ersteller der Arbeit einen Büchergutschein im Wert von 100 Euro sowie die Teilnahme am ADKA-Kongress 2022 in Nürnberg. Ersteller und Betreuer werden zusätzlich mit Urkunden ausgezeichnet.
47. Wissenschaftlicher Kongress der ADKA in Nürnberg 2022
Aufruf für Poster und Kurzvorträge
„Krankenhausapotheker – innovativ, digital und patientennah“ lautet das Thema des 47. Wissenschaftlichen Kongresses der ADKA vom 5. bis 7. Mai 2022 in Nürnberg. Das Wissenschaftliche Komitee lädt ein, mit einem Poster oder Kurzvortrag das Programm aktiv mitzugestalten.