Worauf es jetzt ankommt


Sehr geehrte, liebe Kolleginnen und Kollegen,

das vor Kurzem beschlossene Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) hat in vielerlei Hinsicht positiv überrascht: So ist darin z. B. auch das von der ADKA propagierte Closed Loop Medication Management (CLMM) als förderfähige Maßnahme enthalten. Das Gesetz kam unerwartet, es wurde unglaublich schnell und ohne wahrnehmbaren Widerstand beschlossen und eröffnet uns Krankenhausapothekerinnen und -apothekern unverhoffte Perspektiven. Aber ist damit schon sicher, dass in einigen Jahren die meisten deutschen Krankenhäuser Arzneimittel nur noch elektronisch verordnen und Stationsapotheker sowie eine patientenindividuelle Arzneimittellogistik die Regel sind? Leider nein. Worauf kommt es jetzt also an?

Erstens: Das KHZG als einmalige Chance erkennen!

Chancen für neue berufliche Schwerpunkte hatte unser Berufsstand in der Vergangenheit immer wieder. Genutzt haben wir indes nicht jede. Die Labordiagnostik beispielsweise haben wir im vergangenen Jahrhundert den Ärzten überlassen, obgleich Apotheker die besseren theoretischen und praktischen Voraussetzungen dafür besaßen. Wir sollten erkennen, dass nicht die am besten Geeigneten automatisch erfolgreich sind. Erfolgreich sind diejenigen, die ihre Chancen am besten nutzen.

Heute geht es darum, uns als die Experten für Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) zu profilieren, als Qualitätssicherer der Arzneimitteltherapie. Wir Krankenhausapothekerinnen und -apotheker bringen diesbezüglich für den stationären Sektor die besten Voraussetzungen mit. Nutzen wir das also und bringen uns in Position, denn es gibt noch andere Anwärter: Ärzte, niedergelassene Versorger und neuerdings auch Unternehmen, die Krankenhäusern ein „Rundum-Sorglos-Paket“ anbieten. Das KHZG kommt uns hier entgegen: Gefördert werden darin Krankenhäuser und nicht externe Dienstleister. Der Gesetzgeber hat offenbar verstanden, dass der Arzneimitteltherapieprozess als Kernprozess im Krankenhaus von den Kliniken selbst zu organisieren ist. Dazu gehört auch dessen Qualitätssicherung – unsere Aufgabe. Genau dafür werden nun finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt. Erstmals sind damit auch pharmazeutische Inhalte bundesweit förderfähig. Die finanzielle Basis, um in den geschlossenen Medikationskreislauf investieren zu können, ist mit dem KHZG gelegt.

Zweitens: Die Entscheider überzeugen!

Im KHZG sind viele sinnvolle Fördermaßnahmen beschrieben. Das weckt Begehrlichkeiten an verschiedenen Stellen. Mit der Veröffentlichung der Fördermittelrichtlinien Anfang Dezember 2020 können nun gezielt Fördermittelanträge vorbereitet und erarbeitet werden. Alle leitenden Krankenhausapothekerinnen und -apotheker sind jetzt gefordert, ihre Krankenhausleitungen zu überzeugen, das CLMM in die Fördermittelanträge aufzunehmen. Dazu ist jede Menge Aufklärungsarbeit zu leisten: Nicht jedem Krankenhausmanager ist klar, dass es bei der Qualitätssicherung der Arzneimitteltherapie dringenden Handlungsbedarf gibt. Viele wissen nicht, dass Medikationsfehler täglich Patienten schädigen. Ihnen ist nicht bewusst, dass jedes dritte Medikationsprofil mindestens ein arzneimittelbezogenes Problem enthält oder dass 5 % der Tabletten fehlerhaft zusammengestellt sind. Hier gilt es zu informieren. Wer keine eigenen Daten zur Hand hat, kann auf publizierte deutsche Daten zurückgreifen, zum Beispiel aus den DokuPIK-Interventionswochen.

Erst wenn den Entscheidern im Krankenhaus bewusst geworden ist, dass die Arzneimitteltherapie risikobehaftet und fehleranfällig ist, werden sie auch bereit sein, die Qualitätssicherung der Arzneimitteltherapie als notwendige krankenhausinterne Aufgabe zu verstehen und in AMTS und das CLMM zu investieren.

Drittens: Unsere Aktivitäten bündeln und voneinander lernen!

Der Vorteil der ADKA-Gemeinschaft besteht darin, dass wir uns gegenseitig unterstützen und wichtige Aufgaben bündeln können. Auf Bundesebene arbeitet die Koordinierungsgruppe für das ADKA-Ziel 2021 an einem Image-Produkt für das CLMM, das bald erscheinen und Sie bei der Argumentation unterstützen wird. Wir haben auf dem Nationalen Qualitätskongress für das CLMM geworben und führen Gespräche mit wichtigen Stakeholdern in Politik und Verbänden, um das Bewusstsein für die Themen AMTS und CLMM zu stärken. Unsere Ausschüsse stellen Ihnen auf der ADKA-Homepage wichtige Informationen zur Verfügung und unterstützen schnell und unkompliziert bei Fachfragen. Das alles ist sehr erfreulich und hilfreich.

Nutzen wir die Chance, die das KHZG zur Finanzierung der Investitionen als materielle Voraussetzung für eine hohe AMTS in unseren Krankenhäusern eröffnet. Wenn wir bei der AMTS tatkräftig mitwirken, wird das unsere Rolle als Fachfrauen und -männer auf diesem Gebiet spürbar festigen. Packen wir es an!

Es grüßt Sie herzlich Ihr

Thomas Vorwerk, Hannover

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