Arzneimitteltherapie bei eingeschränkter Leberfunktion
Viele offene Fragen
Die Anpassung der Arzneimitteltherapie an die Leberfunktion ist aus verschiedenen Gründen problematisch. Der zur Einschätzung des Schweregrads einer Leberinsuffizienz verwendete Child-Pugh-Score wird von den Zulassungsbehörden als Bezugsgröße empfohlen, er ist allerdings nicht dafür entwickelt worden und spiegelt nicht die hepatische metabolische Kapazität wider. Auch der neuere MELD-Score und seine Weiterentwicklungen sind nicht für diese Anwendung validiert, allerdings sind sie sensitiver und objektiver bestimmbar. Pharmakokinetische Veränderungen bei Leberinsuffizienz können auf allen Ebenen von Absorption bis Elimination auftreten und je nach Art der Leberfunktionsstörung und Folgeerkrankungen variieren. Theoretisch-pharmakokinetische Überlegungen können nur einen Anhaltspunkt für Dosisanpassungen liefern. Für die Dosisanpassung und Substanzauswahl sind unbedingt Wirkungen und Nebenwirkungen von Arzneistoffen zur Verhinderung von Komplikationen zu beachten.
Schlüsselwörter: Leberinsuffizienz, Child-Pugh-Score, MELD, Arzneimittelauswahl, Dosisanpassung
Krankenhauspharmazie 2019;40:387–94.
English abstract
Drug therapy in patients with liver impairment
The adjustment of drug therapy in liver impairment is still a challenge for several reasons. The Child-Pugh-Score, used to classify liver impairment for severity, is recommended for drug therapy adjustment by regulatory authorities. However, it has not been developed for this purpose and does not reflect hepatic metabolic capacity. The novel MELD-Score and its advanced versions have not been validated for this purpose either, though they have been shown to be more sensitive and can be determined more objectively. In liver impairment, pharmacokinetic changes can affect all phases from drug absorption to elimination and may vary depending on the type of liver disease and its sequelae. Dose adjustment based on theoretical pharmacokinetic considerations can only provide limited guidance. For choice of drug as well as dose adjustment, the pharmacologic properties and adverse effects must be considered to avoid further complications.
Key words: liver impairment, Child-Pugh-Score, MELD, choice of drug, dosage adjustment
Krankenhäuser berichten zukünftig im Qualitätsbericht über AMTS
Alle Krankenhäuser informieren seit 2005 in Qualitätsberichten über ihr Leistungen und die Qualität der Patientenversorgung. Seit dem Berichtsjahr 2018 können auch Informationen über Maßnahmen zur Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) gegeben werden. Dargestellt werden können Instrumente und Maßnahmen, die Krankenhäuser zur Förderung der AMTS bei Aufnahme, Krankenhausaufenthalt oder Entlassung einsetzen. Der Bericht dient insbesondere zur Information von Patienten und einweisenden Ärzten.
Schlüsselwörter: Gemeinsamer Bundesausschuss, Arzneimitteltherapiesicherheit, Qualitätsbericht, Qualitätssicherung, Qualitätsmanagement, Medikationsmanagement, Klinische Pharmazie
Krankenhauspharmazie 2019;40:395–400.
English abstract
Public reporting on drug safety activities in german hospitals
German hospitals report on their quality assurance activities since 2005. Now the german federal joint committee of health insurance funds and physicians’ an hospital representatives has added and defined content concerning drug safety activities. The articel describes what hospitals can report on, gives backround information and discusses the meaning of the changes.
Key words: German Federal Joint Committee, quality assurance, clinical governance, quality management system, public reporting, drug safety, medication process, clinical pharmacy
Aufgaben und Kompetenzen von klinischen Pharmazeuten und klinischen Pharmakologen in der …
Konsensusempfehlungen des Pharmacist Committee der EBMT (European Society for Blood and Marrow Transplantation)
Das Pharmacist Committee der European Society for Blood and Marrow Transplantation hat Empfehlungen zu Aufgaben und Kompetenzen von klinischen Pharmazeuten und klinischen Pharmakologen in der Stammzelltransplantation veröffentlicht. Diese könnten dazu dienen, europäische Standards für die klinisch-pharmazeutische Arbeit in der Stammzelltransplantation zu etablieren.
Krankenhauspharmazie 2019;40:401–2.
Knibbeln, Quetschen, Kratzen
Ein 56-jähriger Patient mit cholestatisch bedingtem Pruritus wird bei schlechter Symptomkontrolle auf die Palliativstation aufgenommen. Aufgrund unzureichender Wirksamkeit und schlechter Verträglichkeit bisheriger Therapien wird ein Behandlungsversuch mit Buprenorphin unternommen. Darunter erfährt der Patient eine schnelle Symptomlinderung.
Krankenhauspharmazie 2019;40:403–4.
Medikationsfehler
Immer wieder ein Problem: Selbst hergestellte Look-alikes in Rezeptur und Defektur …
Nicht nur die pharmazeutischen Unternehmer sind betroffen, auch die Eigenherstellungen der Apotheke unterliegen der Sound- und vor allem auch der Look-alike-Problematik. Gründe hierfür sind diverse gesetzliche Vorgaben sowie häufig auch die Etikettengröße und Farblimitierung der Drucker.
Hypertension und Demenzprävention
Blutdrucksenkung hat keinen Einfluss auf das Demenzrisiko
Bei hypertonen Erwachsenen führte eine restriktive Blutdrucksenkung zu keiner signifikanten Verringerung des Demenzrisikos, das Risiko für leichte kognitive Einbußen wurde reduziert. Zu diesem Ergebnis kam die Auswertung der SPRINT-MIND-Studie.
Aktinische Keratose
Im Therapievergleich schneidet Fluorouracil-Creme am besten ab
Die aktinische Keratose ist in der hellhäutigen Bevölkerung weit verbreitet. Sie gilt als Präkanzerose für ein Plattenepithelkarzinom der Haut und sollte daher nicht nur aus kosmetischen Gründen entfernt werden. In einer prospektiven Head-to-Head-Studie konnte nun gezeigt werden, dass von vier verschiedenen Therapien die Applikation einer Fluorouracil-Creme am wirksamsten ist.
Prostatakarzinom
Abwartendes Beobachten versus radikale Prostatektomie: Follow-up über 29 Jahre
Bei einem klinisch diagnostizierten, lokalen Prostatakarzinom haben Patienten mit einer radikalen Prostatektomie auch im Langzeit-Follow-up einen Überlebensvorteil im Vergleich zum abwartenden Beobachten.
WRAP-IT
Resorbierbare Antibiotika-haltige Verpackung von Herzschrittmachern senkt Infektionsrate
Werden kardiale Schrittmachersysteme in eine resorbierbare Antibiotika-freisetzende Hülle verpackt, sinkt das Risiko für eine implantatassoziierte Infektion in den ersten zwölf Monaten nach dem Eingriff relativ um 40 % im Vergleich zu einem Implantat ohne Hülle. Dies ergab die randomisierte kontrollierte WRAP-IT (Worldwide Randomized Antibiotic EnveloPe Infection PrevenTion Trial), deren Ergebnisse bei der Jahrestagung 2019 des American College of Cardiology (ACC) in New Orleans vorgestellt und parallel im New England Journal of Medicine publiziert worden sind.
Schmerztherapie bei Kindern
Ein Indianer kennt keinen Schmerz – Ketamin oder Fentanyl in der Pädiatrie?
Kommt es bei Kindern zu traumatischen Verletzungen an den Extremitäten, ist eine effektive Schmerztherapie von größter Wichtigkeit. Standard ist derzeit die Anwendung von Opioiden, die gleichzeitig Nebenwirkungsrisiken mit sich bringen. Die intranasale Anwendung von Nicht-Opioiden wie Ketamin ist eine Alternative. Eine Vergleichsstudie zwischen intranasalem Ketamin und intranasalem Fentanyl konnte zeigen, dass Ketamin nicht unterlegen ist und somit eine mögliche Therapieoption bietet.
Diabetische Nephropathie
Langzeiteffekte bei Behandlung mit dem selektiven Endothelin-A-Rezeptorantagonist Atrasentan
Endothelin-Rezeptorantagonisten senken nicht nur den Blutdruck, sondern scheinen auch renoprotektive Effekte zu haben. Die vorliegende Studie zeigt, dass das Nutzen-Risiko-Verhältnis in selektierten Patientengruppen positiv ist.