Krankenhausapotheker in der EU


Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur gegenseitigen Anerkennung

Dr. Roberto Frontini, President EAHP, Dr. Steffen Amann, Holger Hennig, ADKA-Europa-Delegierte

Am 9. Oktober 2013 hat das Europäische Parlament die neue Direktive 2005/36/EU verabschiedet. Diese Direktive reguliert die gegenseitige Anerkennung von Berufen und spezifisch für Apotheker die gegenseitige Anerkennung der Approbation in der EU. Obwohl Letztere schon seit den 90er-Jahren besteht, bringt diese Neufassung wichtige Änderungen für unseren Beruf.

Als erstes ist zu benennen, dass es nach fast 20 Jahren Überzeugungsarbeit endlich gelungen ist, zusätzlich zur Anerkennung der beruflichen Qualifikation einen Weg für eine gegenseitige Anerkennung von Spezialisierungen in der Pharmazie zu etablieren. Diese für Ärzte schon länger bestehende Möglichkeit war den Pharmazeuten verschlossen, da man in der Kommission eine Notwendigkeit bisher nicht gesehen hat. Die European Association of Hospital Pharmacists (EAHP) hatte seit 1995 intensiv dafür geworben, dass die Grundausbildung der Apotheker nicht ausreichend sei, um im komplexen Geschehen des Krankenhauses im Interesse der Patienten volle Kompetenz zu erlangen. In den vergangenen zwei Jahren ist es der EAHP durch intensive politische Aufklärungsarbeit bei der Kommission gelungen, in der neuen Direktive das „Common Training Framework“ (CTF) endlich auch für die Pharmazeuten zu öffnen. Dies bedeutet konkret, dass sobald sich mindestens zehn EU-Länder über den Inhalt einig sind, diese Spezialisierung eine gegenseitige Anerkennung erfährt. Ein wichtiger Punkt ist dabei, dass Fachgesellschaften ein solches CTF vorschlagen können. Der Ball liegt jetzt also bei uns!

Was bedeutet diese Öffnung für die Krankenhauspharmazie in Deutschland? Wir sollten diesen Prozess als aktive Partner mitgestalten und gleichzeitig die Chance sehen, unsere Fachapothekerausbildung im europäischen Kontext zu überdenken. Einige Fragen sind zu stellen: Ist die theoretische Ausbildung auf dem richtigen Niveau und deckt sie wirklich alle Aspekte der Krankenhauspharmazie ab? Haben wir eine ausreichende Evaluierung der Qualität der Ausbildung? Reichen drei Jahre, um die komplexe Materie zu beherrschen? Andere europäische Länder haben beispielsweise eine vierjährige universitäre Spezialisierung – ähnlich wie bei den Ärzten – und strengere Kriterien für die Ausbildungsstätten. Im Rahmen des CTF werden wir diese und ähnliche Fragen zu beantworten haben. Diese Diskussion kann nur positive Effekte zur Folge haben, denn die Erfahrungen aus anderen Ländern helfen uns, Qualität durchzusetzen, und das Gleiche gilt für die Länder, die aus unseren Erfahrungen lernen können.

Ein weiterer Aspekt der Direktive ist hervorzuheben: Die Liste der Kompetenzen, die Pharmazeuten während des Grundstudiums erlernen sollen, ist erweitert worden. Pharmakovigilanz und pharmazeutische Betreuung der Patienten werden in den Fokus gerückt. Nicht nur in Deutschland müssen wir uns also die Frage stellen, ob unsere universitäre Ausbildung das Notwendige leistet. Das Studium soll nicht nur Wissen vermitteln, sondern abgeleitet von den Kompetenzen, die am Ende die Direktive von Apothekern erwartet, ist vielmehr eine strukturierte klinische Ausbildung angelehnt an das Medizinstudium anzustreben. Schaut man auf die Situation des Fachs „Klinische Pharmazie“ an deutschen Universitäten, so sind einige Zweifel berechtigt. Es kann nicht sein, dass viele der Studierenden ohne jeglichen Kontakt mit Patienten ein theoretisches Studium mit dem 2. Staatsexamen abschließen und erst im praktischen Jahr ihre Kompetenzen meistens durch „learning by doing“ erwerben. Als gestandene Apotheker wissen wir, was in der Praxis benötigt wird. Die Gesellschaft finanziert die universitäre Ausbildung von Pharmazeuten, damit sie den praktischen Anforderungen als Arzneimittelexperten und Berater der Patienten gewachsen sind. Wir sollten unsere Stimme für eine adäquate Ausbildung im Sinne dieser europäischen Direktive laut machen. In Brüssel hat der Prozess auch mit der Unterstützung der niedergelassenen Kollegen schon längst begonnen.

Liebe Leserin, lieber Leser, dieser Artikel ist nur für Abonnenten der KPH zugänglich.

Sie haben noch keine Zugangsdaten, sind aber KPH-Abonnent?

Registrieren Sie sich jetzt:
Nach erfolgreicher Registrierung können Sie sich mit Ihrer E-Mail Adresse und Ihrem gewählten Passwort anmelden.

Jetzt registrieren