„Apotheker und Arzt im Krankenhaus – eine Partnerschaft für den Patienten“
Bericht vom 34. Wissenschaftlichen Kongress des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) e.V., Darmstadt, 4. bis 7. Juni 2009
Das Thema des 34. Wissenschaftlichen Kongresses der ADKA ist zu einem gewissen Anteil Zustandsbeschreibung, konstatierte ADKA-Präsident Holger Hennig, Stuttgart, mit Blick auf die zahlreichen fachlichen Beiträge bei der aktuellen Tagung, beim 1. Kongress für patientenorientierte Arzneimittelinformation im Januar 2009 in Köln und in der Schwerpunkt-Ausgabe der „Krankenhauspharmazie“ im Mai. Zudem konnte er bei der Kongresseröffnung das frisch verabschiedete gemeinsame Statement des Verbands Leitender Krankenhausärzte Deutschlands e.V. (VLK) und der ADKA mit dem Titel „Krankenhausapotheker unterstützen Klinikärzte“ vorstellen. Erneut wies er aber auch darauf hin, dass die Krankenhausapotheker zusätzliche Ressourcen benötigen, um dieser Aufgabe im Interesse der Patienten gerecht werden zu können. Wie segensreich Ärzte und Patienten die pharmazeutische Betreuung empfinden können, wurde an den Ausführungen von Prof. Dr. Dr. Helmut Schinzel, Mainz, und an zwei bewegenden Vorträgen von lebertransplantierten Patienten der Universitätsklinik Mainz deutlich. Mit der ADKA-Ehrennadel wurde Dr. Cornelia Vetter-Kerkhoff, München, ausgezeichnet.
Kurzvorträge beim ADKA-Kongress in Darmstadt
Abstracts der Kurzvorträge beim 34. Wissenschaftlichen Kongress der ADKA vom 4. bis 6. Juni 2009 (Nachtrag)
Die Abstracts der Kurzvorträge sind alphabetisch nach Autornamen (Erstautor) sortiert.
Dokumentation und Klassifikation der pharmazeutischen Betreuung im Krankenhaus – Problem, …
In Deutschland existiert bisher keine spezifische, validierte Klassifikation für die Dokumentation und Bewertung der pharmazeutischen Betreuung durch Apotheker auf Station. Insbesondere fehlt eine detaillierte Klassifikation für die aus der pharmazeutischen Betreuung resultierenden Ergebnisse. Nach gründlicher Analyse des klinisch-pharmazeutischen Tätigkeitsprofils und des Betreuungsprozesses wurde in der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz ein valides, dreiteiliges System zur systematischen Klassifikation und Dokumentation der pharmazeutischen Betreuung im Krankenhaus entwickelt. Das entwickelte PIE-System (Problem-Intervention-Ergebnis-System) wurde auf interne und externe Verlässlichkeit untersucht. Zusätzlich wurde der Zeitbedarf für Teilprozesse der Betreuung erhoben und die validierte Klassifikation auf 1 137 Betreuungsfälle angewendet. Die dreiteilige PIE-Klassifikation für arzneimittelbezogene Probleme (P = 6 Hauptkategorien), Intervention (I = 7 Kategorien) und Ergebnis (E = 5 Hauptkategorien) der pharmazeutischen Intervention erwies sich als intern (5 Rater, κ = 0,66–0,70) und extern (12 Rater, κ = 0,72–0,89) verlässlich. Mit der PIE-Klassifikation konnten durchschnittlich 99 % aller Fälle bezogen auf die Kategorien Problem, Intervention und Ergebnis während 32 Monaten eindeutig einer bestimmten (Sub)Kategorie zugeordnet werden. Von der Substitution hausärztlicher Medikation abgesehen (27,8 %), stellte die unzweckmäßige Anwendung eines Arzneimittels, die vom Apotheker durch die Änderung der Dosis, des Applikationszeitpunkts oder des Dosierungsintervalls behoben werden konnte und damit im Ergebnis zur Verbesserung der Patientensicherheit beitrug, die häufigste PIE-Kombination (8,8 %) dar. Die Prävalenz der pharmazeutischen Betreuungen mit Interventionen betrug im Beobachtungszeitraum 16,6 % (Mittelwert über 4 Kliniken). Von der Detektion des arzneimittelbezogenen Problems (AbP) bis zur vollständigen Dokumentation der pharmazeutischen Betreuung wurden seinerzeit 16 bis 22 Minuten benötigt. Das PIE-System ist ein nützliches Instrument für klinische Pharmazeuten und Wissenschaftler, um die pharmazeutische Betreuung zu beschreiben und zu analysieren. Bei verändertem Tätigkeitsprofil und Einsatzgebiet wird auch in Zukunft eine Weiterentwicklung und Revalidierung der Formulare und des PIE-Systems erforderlich sein.
Schlüsselwörter: Pharmazeutische Betreuung, Dokumentation, arzneimittelbezogenes Problem, Intervention, Ergebnis
Krankenhauspharmazie 2009;30:349–62.
Steckbrief Anidulafungin
Anidulafungin ist ein zyklisches, semisynthetisch hergestelltes Lipopeptid aus der Substanzklasse der Echinocandine. Es zeichnet sich durch eine sehr gute Wirksamkeit gegenüber Candida-Spezies und ein günstiges pharmakokinetisches Profil aus. Eine randomisierte, doppelblinde Nichtunterlegenheitsstudie konnte erstmals einen Wirksamkeitsvorteil gegenüber einer Standardtherapie durch den Einsatz von Anidulafungin in der Behandlung invasiver Candidia-Infektionen zeigen. In der vorliegenden Arbeit sollen pharmakokinetische und pharmakodynamische Charakteristika, Wirkspektrum, Verträglichkeit und klinische Wirksamkeit von Anidulafungin dargestellt werden.
Schlüsselwörter: Anidulafungin, Echinocandine, Candidämie
Krankenhauspharmazie 2009;30:364–8.
Überlegungen zur praxisnahen Umsetzung
Überlegungen zur praxisnahen Umsetzung
Viele als Fertigarzneimittel nicht verfügbare spezielle Dosierungen von Wirkstoffen für die perorale Anwendung werden in der Apotheke als Rezeptur in Hartgelatinekapseln hergestellt. Sowohl bei der patientenindividuellen Rezeptur als auch bei der Defektur ist das Herstellungsverfahren so zu validieren, dass die Kapseln den Anforderungen des Europäischen Arzneibuchs entsprechen. Der unkritische Austausch von Kapselfüllstoff kann zu Schwankungen des Wirkstoffgehalts in den Kapseln führen. Mithilfe einer einfachen Gehaltsbestimmung für einen in Reinform wie auch in Tabletten vorliegenden Wirkstoff zeigt diese Untersuchung von Kapselrezepturen, welchen Einfluss der jeweilige Kapselfüllstoff auf die Handhabung, die Gehaltsbestimmung sowie eventuell auf die Resorption des Wirkstoffs haben kann und welche Möglichkeiten zur Validierung der Kapselherstellung genutzt werden können.
Schlüsselwörter: Kapselherstellung, Kapselfüllstoffe, Validierung, Prozessoptimierung
Krankenhauspharmazie 2009;30:369–76.
English abstract
Validation and standardisation of processes concerning preparation of capsules
As many drug products for oral use are not available in specific dosages they are often prepared by pharmacists. Such capsules are often used for pediatric patients. The production process has to be validated for both the single-part production and the production on a small industrial scale. It has to be conform with the requirements of the European Pharmacopeia. An uncritical exchange of an excipient can lead to a variation of the amount of the active substance in the capsules. The investigation at hand shows the effect of an excipient on the quantitative analysis and release of the active ingredient and points out some possible validation processes.
Keywords: Preparation of capsules, validation, process optimisation
Unit-Dose-Anwendertreffen 2008 in Hamburg
Zum vierten Mal trafen sich Apotheker zum jährlichen Unit-Dose-Anwendertreffen. Das Treffen fand vom 7. bis 8. November 2008 in Hamburg in der von Dr. Michael Baehr geleiteten Krankenhausapotheke des UKE statt. Für das Symposium wurde die „Vorstellung des Unit-Dose Projekts am UKE“ als Hauptthema ausgewählt. Zu diesem Thema stellten Mitarbeiter des UKE ihre Projekte innerhalb der Unit-Dose-Versorgung vor. Auch andere aktuelle Themen konnten diskutiert werden, zum Beispiel die Aufstellung der aktuellen Unit-Dose-Kommissionierautomaten. Das Symposium wurde zum ersten Mal als akkreditierte Fortbildung angeboten. Krankenhauspharmazie 2009;30:377–8.
Stille Post bei Arzneimitteln
Eine Patientin kommt mit einer Doppelverordnung einer Parkinsonmedikation aus dem Pflegeheim in die Klinik – Grund für die Einweisung ins Krankenhaus war die nicht korrekte Umstellung der Arzneimittel an der Schnittstelle stationär-ambulant sowie nach Arztwechsel und gemäß Rabattvertrag.
Nosokomiale Infektionen
Enterokokken bei Peritonitis oft mit schlechter Prognose assoziiert
Zwar sind Enterokokken normalerweise weniger pathogen als andere Bakterienspezies, aber sie wurden ab Mitte der 80er Jahre mit einer Vancomycin-Resistenz in Verbindung gebracht und können zum Beispiel bei postoperativen Patienten zu Komplikationen führen. Wann und auf welche Weise bei einer Enterokokken-Infektion therapeutisch eingegriffen werden sollte, wurde bei einem von der Firma Wyeth veranstalteten Pressegespräch in Freiburg diskutiert.
Rheumatoide Arthritis
Anti-TNF-Nonresponder profitieren von Switch auf Abatacept
Mit Abatacept (Orencia®) steht für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis ein Arzneistoff mit bislang neuartigem Wirkungsprinzip zur Verfügung. Der Wirkstoff ist in Kombination mit Methotrexat (z. B. Lantarel®) zur Behandlung der mäßigen bis schweren rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen zugelassen, sofern der Patient nicht auf andere antirheumatische Substanzen, einschließlich TNF-α-Antagonisten, ausreichend anspricht oder diese nicht verträgt. Neue Daten zur Switch-Situation und Langzeittherapie mit Abatacept wurden bei einem von Bristol-Myers Squibb im Rahmen des 36. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie veranstalteten Satellitensymposium in Berlin im September 2008 vorgestellt.
Therapie der COPD
Verbesserung der Lebensqualität ist vorrangiges Behandlungsziel
Der Erhalt der Lebensqualität durch ein individuelles Patientenmanagement ist das vorrangige Therapieziel bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Zur medikamentösen Basistherapie gehören Bronchodilatatoren wie Salmeterol und inhalative Glucocorticoide wie Fluticason. Darüber hinaus sollte der Patient aber auch aktiv in das Krankheitsmanagement einbezogen werden, so das Fazit eines von GlaxoSmithKline im Rahmen der 18. Jahrestagung der European Respiratory Society (ERS) veranstalteten Satellitensymposiums im Oktober 2008 in Berlin.