Lieferengpässe, Produktionseinstellungen und Importe


Eine logistische und pharmazeutisch-pharmakologische Herausforderung – Teil I: Lieferengpässe

Walter Deutschmann, Bremen

Anlässlich eines Erfahrungsberichts wurden die Zahl und der Bearbeitungsaufwand von Lieferengpässen bei Arzneimitteln für den Zeitraum der zurückliegenden zwei Jahre aus Sicht einer großen zentralen Krankenhausapotheke (für sieben versorgte Kliniken mit insgesamt etwa 4000 Betten) erstmals systematisch untersucht. Von Juli 2002 bis Juni 2004 wurden 191 Hersteller-bedingte Lieferengpässe registriert. Nur in zehn Fällen (5,2 %) konnte für die Kliniken kein adäquater Ersatz beschafft werden. In gut einem Drittel aller Fälle (37,7 %) konnte der Engpass mit eigenen Vorräten überbrückt und ein Präparatewechsel vermieden werden. Die Beschaffung identischer Präparate über den pharmazeutischen Großhandel bei Herstellerausfall (16,8 %) erbrachte häufig nicht die Mengen, in denen gelistete Präparate im Krankenhaus eingesetzt werden, sowie die Problematik von Mehrkosten und deren Übernahme. Auch bei dem in 77 Fällen (40,2 %) erforderlichen Präparatewechsel hatte die Zentralapotheke außer der logistischen Kompetenz spezifisches pharmazeutisch-pharmakologisches Fachwissen einzusetzen. Pharmakologische Aspekte traten 11-mal ( 5,7 %) bei Wechsel auf ein nicht inhaltsstoffgleiches Präparat mit ähnlichem Wirkungsprinzip in den Vordergrund, insbesondere in der kurzfristigen Abstimmung mit den Klinikern und der Aufarbeitung in der nachfolgenden AMK-Sitzung. Vor allem letztere Umstellungen erforderten einen hohen Zeitaufwand (je über 4 bzw. 6 Arbeitsstunden), so dass für die Bearbeitung von Hersteller-bedingten Lieferengpässe in den vergangenen zwei Jahren überschlägig knapp 500 Arbeitsstunden ermittelt wurden.
Schlüsselwörter: Lieferengpass, Produktionseinstellung, Arzneimittelimport, Arzneimittellogistik, Patientenversorgung Krankenhauspharmazie 2005;26:14-9.

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