Erreichtes und Kommendes


Ihr Dr. Torsten Hoppe-Tichy

Foto: privat

Foto: privat

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

es ist schon lange her, als sich zwei altvordere Granden im ADKA-Vorstand darüber austauschten, ob es denn nicht sinnvoll wäre, im Alter dann während der Mitgliederversammlung einen Platz auf dem Balkon einzunehmen, um die Rolle von Waldorf und Statler (für die jüngeren Kolleg*innen: aus der Muppet Show, 1976–1981) zu übernehmen. Diese Idee ist auch bei den damals noch jüngeren Nachfolgern durchaus nicht verloren gegangen und bei mancher Mitgliederversammlung wäre einem ein guter Spruch à la Waldorf und Statler eingefallen. Nun darf man hieraus aber nur folgern, dass man auch in einer Mitgliederversammlung und der Verbandsarbeit den Humor und die gute Laune nicht verlieren sollte, nicht aber, dass unser Berufsverband Anlass zum Spott gibt. Das Gegenteil ist der Fall.

Der Autor dieses Editorials überblickt im Moment eine 34-jährige Berufslaufbahn, davon 30 Jahre als Chefapotheker und über 20 Jahre in Vorstands- und Präsidiumsverantwortung. Wir haben als ADKA Großes erreicht. Waren zum Beginn meiner Laufbahn Krankenhausapotheken noch unter der Überschrift „Kisten und Listen“ subsummiert, sind sie doch mittlerweile zu einer klinischen Abteilung mit direkter Patientenverantwortung geworden.

Wir sind die einzige pharmazeutische Fachorganisation, die Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften AWMF ist. Wir haben die klinische Pharmazie auch an den pharmazeutischen Instituten etabliert und vorangebracht. Wir veröffentlichen in peer-reviewed Fachjournalen. Wir sind unverzichtbare Partner*innen bei der Durchführung von klinischen Studien. Wir sind anerkannte Ansprechpartner*innen für gesundheitspolitische Fragestellungen seitens Politik oder anderer Verbände. Wir sind Redner*innen auf wissenschaftlichen Kongressen, auch internationalen. Und wir sind in vielen Krankenhäusern kritische Erfolgsfaktoren durch die durch Krankenhausapotheken generierten Erträge.

Diese Liste ließe sich sicherlich noch detaillierter erweitern und einzelne Punkte lassen sich auch direkt mit dem unermüdlichen Engagement einiger Krankenhausapotheker*innen namentlich verbinden, worauf hier verzichtet werden soll. Aber unser Weg ist nicht zu Ende und neue Herausforderungen müssen angegangen und gemeistert werden. Automatisierung, Digitalisierung und Qualitätssicherung müssen weiter vorangetrieben werden. Der Fachkräftemangel ist zu meistern. Künstliche Intelligenz (KI) muss in den Apothekenalltag integriert werden. Neue Herstellprozesse werden an einigen Stellen zu etablieren sein, man denke an CAR-T-Zell-Zubereitungen oder gedruckte Arzneimittel. Die Umsetzung des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) wird auch uns als Teil der Krankenhäuser vor große Herausforderungen stellen.

Ich sehe unseren Verband sehr gut aufgestellt. Unser Berliner Büro mit seinem Geschäftsführer und seinen Mitarbeiter*innen, unser Präsidium/Vorstand und unsere Fachausschüsse sind schlagkräftig und effizient.

Auch an den Universitätsklinika stehen die Krankenhausapotheken vor großen Herausforderungen. Eine „Akademisierung“ der Universitätskrankenhausapotheken ist in meinen Augen dringend erforderlich und unumgänglich. An vielen Universitätskrankenhausapotheken gibt es die Möglichkeit, wenn auch meist als Kooperationsmodell, Promotionsverfahren durchzuführen, an einigen arbeiten inzwischen habilitierte Mitarbeiter*innen oder habilitierte Apothekenleiter*innen. Der Schritt, die Apotheke in ein Institut umzuwandeln, erscheint teilweise gut machbar, auch wenn dann natürlich Nachbesetzungen der Leitungsstelle nach anderem Muster ablaufen würden. Ferner ist der Spagat zwischen Universitätsstrukturen und den für die Krankenhausapotheken gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Es muss in jedem Fall erreicht werden, dass eine Universitätsklinikumsapotheke wissenschaftlich ausgerichtet und ein fester Bestandteil in Forschung und Lehre eines Universitätsklinikums ist, auf Augenhöhe mit anderen Instituten der Medizinischen Fakultät und mit denselben Rechten und Pflichten. Auf der letzten Tagung der Leitenden Apotheker*innen an den Universitätsklinika Deutschlands (LAUD im VUD) wurde deshalb von einigen Chefapotheker*innen formuliert:

Die universitäre Krankenhausapotheke ist eingebunden in Forschung und Lehre und führt eigenständig wissenschaftliche Projekte durch, publiziert diese und ist beteiligt an der leistungsorientierten Mittelvergabe (LOM).

Nur wenn wir es schaffen, die wissenschaftliche klinische Pharmazie mit der Universitätsklinikumsapotheke untrennbar zu verknüpfen, werden wir auf Dauer erfolgreich sein und nicht mehr nur als ein Verwaltungsbereich gesehen werden. Wenn wir es schaffen, dies an den Universitätsklinikapotheken durchzusetzen, wird das dem Gesamtverband und somit allen Krankenhausapotheken helfen.

Hierzu bedarf es Anstrengungen aber auch den Willen der verantwortlichen Personen. Unter Umständen sind hier auch einmal eigene Interessen zurückzustellen, sicherlich auch eine Herausforderung in der heutigen Zeit.

Unser Newsblog: Pharmakotherapie

Unsere Redakteurin Solvejg Langer bloggt für Sie:

Auf https://pharmakotherapie.blog stellen wir Ihnen aktuelle Informationen aus den Bereichen Medizin & Pharmazie zusammen – kostenlos, unabhängig und ohne Registrierung nutzbar.

Liebe Leserin, lieber Leser, dieser Artikel ist nur für Abonnenten der KPH zugänglich.

Sie haben noch keine Zugangsdaten, sind aber KPH-Abonnent?

Registrieren Sie sich jetzt:
Nach erfolgreicher Registrierung können Sie sich mit Ihrer E-Mail Adresse und Ihrem gewählten Passwort anmelden.

Jetzt registrieren