Innovation, Digitalisierung und Patientennähe
47. Wissenschaftlicher Kongress des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) e. V., Nürnberg
Mehrere hundert Teilnehmer fanden sich zum ersten Mal seit 2019 wieder in Präsenz zum jährlichen ADKA-Kongress ein. In diesem Jahr fand er unter dem Motto „Krankenhausapotheker – innovativ, digital und patientennah“ vom 5. bis 7. Mai in Nürnberg statt. Plenarsessions mit internationaler Besetzung, zahlreiche Seminare und Workshops füllten das Kongressmotto mit Leben. 71 Poster sowie eine große Industrieausstellung und Satellitensymposien rundeten das Programm ab.
Krankenhauspharmazie 2022;43:219–21.
Preisverleihungen anlässlich des ADKA-Kongresses 2022
Im Rahmen des ADKA-Kongresses 2022 in Nürnberg wurden zahlreiche Arbeiten aus deutschen Krankenhausapotheken mit Preisen ausgezeichnet. Die beste Doktorarbeit kam in diesem Jahr aus Erlangen. Daneben wurden zwei PJ-Projektarbeiten ausgezeichnet und zwei Posterpreise für wissenschafts- und praxisorientierte Poster vergeben. Über den Autorenpreis der Krankenhauspharmazie durfte sich ein Autoren-Team aus Dresden freuen. Die besten Ausbildungsapotheken im Bereich Krankenhaus kamen in diesem Jahr aus Krefeld, Paderborn und Regensburg.
Krankenhauspharmazie 2022;43:222–4.
ADKA-Mitgliederversammlung 2022
Nach zwei virtuellen Mitgliederversammlungen im November 2020 und im Mai 2021 fand die diesjährige Mitgliederversammlung wieder in Präsenz im großen Saal des Kongresszentrums Nürnberg statt. ADKA-Präsident Dr. Thomas Vorwerk gab einen Überblick über die Verbandsaktivitäten in den vergangenen zwölf Monaten, vor allem in Hinblick auf die 2021 getroffenen Vorstandsbeschlüsse zur strategischen Entwicklung bis 2030. Für das letzte Jahr des pandemiebedingt verlängerten Präsidialzyklus wurde Dr. Jochen Schnurrer zum 2. Vizepräsidenten gewählt und übernimmt dieses Amt von Prof. Frank Dörje. Neue Schriftführerin ist Edith Bennack. Außerdem wurden mehrere Ausschussvorsitzende neu gewählt.
Krankenhauspharmazie 2022;43:225–30.
Pharmazeutische Arzneimittelanamnese in der orthopädisch-unfallchirurgischen Klinik: Überprüfung …
Mit der Digitalisierung der Patientenakte im UniversitätsCentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Dresdens wurde der Medikationsprozess bei stationärer Aufnahme überarbeitet. Apotheker übernehmen die Arzneimittelanamnese für geplante Aufnahmen aus der Poliklinik (elektiv) und partiell für notfallmäßige Aufnahmen der chirurgischen Notaufnahme (Notfall). Eine Überprüfung des Prozesses auf Arzneimitteltherapiesicherheit mit Identifizierung von Schwachstellen und möglichen Optimierungsstrategien für beide Aufnahmewege soll herausgearbeitet werden. Der Medikationsprozess wird mittels eines Flussdiagramms und mithilfe von Kennzahlen bzw. Qualitätsindikatoren, die im Rahmen einer Literaturrecherche ermittelt werden, analysiert. Es werden Daten zum pharmazeutischen Service bei stationären Neuaufnahmen innerhalb eines Monats erhoben und beide Patientenkollektive (elektiv, Notfall) miteinander verglichen. Von den 555 eingeschlossenen Patienten erhielten 62,2 % eine pharmazeutische Verifikation ihrer Medikation (elektiv 93,4 %, Notfall 23,5 %). Der Prozess unterscheidet sich bei elektiven Aufnahmen und Notfällen sowohl formal in seiner Struktur als auch nach Anwendung von Indikatoren in den Ergebnissen. In Bezug auf die Verwendung einer Zwei-Quellen-Anamnese, der Dokumentation des Allergiestatus und der Digitalisierung des originalen Medikationsplans wird bei elektiven Fällen eine höhere Compliance mit dem beschriebenen Prozess als bei notfallmäßigen Aufnahmen erreicht. Der Prozess für elektive Patienten hat sich gut entwickelt. Abweichungen von der Prozessbeschreibung werden primär bei notfallmäßigen Aufnahmen gesehen, sodass optimierende Maßnahmen zu planen sind. Erste Ansätze zur Umsetzung wie Änderungen in der Personalplanung werden vorgeschlagen. Aufgrund bisheriger Untersuchungen zu dieser Thematik wird davon ausgegangen, dass der Einsatz von Apothekern im stationären Aufnahmeprozess generell zu einer Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit führt. Strukturelle Gegebenheiten im untersuchten Prozess wirken sich positiv auf die Versorgungsqualität aus. Dennoch müssen die identifizierten Kennzahlen und Qualitätsindikatoren auf ihre Eignung für klinisch-pharmazeutische Dienstleistungen und eine Übertragbarkeit in das deutsche Gesundheitssystem überprüft werden.
Schlüsselwörter: Medication Reconciliation, Arzneimittelanamnese, klinisch-pharmazeutische Dienstleistungen, Qualitätsindikator, Arzneimitteltherapiesicherheit
Krankenhauspharmazie 2022;43:231–41.
English abstract
Review of the process „Pharmacist-led medical history and medication reconciliation“ for medication safety in a University Centre of Orthopaedic, Trauma and Plastic Surgery
With the digitization of the medical records in the University Centre of Orthopaedic and Trauma Surgery at the University Hospital Carl Gustav Carus Dresden, the medication process at admission has been revised. Clinical pharmacists take over the medical history for planned admissions of the outpatient department (elective) as well as partly for emergency admissions of the surgical emergency department (emergency). A review of the process for both kinds of hospital admissions to check medication safety with identification of vulnerabilities and possible optimization strategies will be initiated.
The medication process is analysed using a flowchart as well as metrics and quality indicators, which are determined in the course of a literature research. Data on the pharmaceutical service for new inpatients are collected within one month and the two patient collectives (elective, emergency) are compared.
Of the 555 patients included, 62.2 % received a pharmaceutical verification of their medication (elective 93.4 %, emergency 23.5 %). The process differs formally in its structure in elective admissions and emergencies, as well as after applying indicators in the results. With regard to the use of a two-source medical history, the documentation of the allergy status and the digitization of the original medication plan, a higher compliance with the described process is achieved in elective cases than emergency admissions.
The process for elective patients has developed well. Deviations from the process description are primarily seen in emergency admissions, so that optimizing measures have to be planned. Initial implementation approaches like changes in personnel planning are proposed.
Based on previous studies on this topic, it is assumed that the use of pharmacists in the inpatient admission process lead to an improvement in drug therapy safety in general. Structural conditions in the investigated process have a positive effect on the quality of care. Nevertheless, the identified indicators and quality indicators need to be checked for their suitability for clinical-pharmaceutical services and for their transferability to the German healthcare system.
Key words: medication reconciliation, medical history taken, clinical pharmacy services, health care quality indicator, medication safety
Nicht lieferbar – und nun?!
Medikationsfehler
Patientenverwechslung führt zur Falscheinnahme eines oralen Zytostatikums
Immer wieder kommt es zu Verwechslungen im Medikationsprozess. Nicht immer werden Arzneimittel verwechselt, manchmal sind es auch wie in diesem Fall Patienten. So hat ein Patient fälschlicherweise orales Vinorelbin eingenommen, das nicht für ihn bestimmt war.
Komplizierte Appendizitis
Blinddarmentzündung in der Schwangerschaft
Bei Schwangeren gilt die Appendektomie als Mittel der Wahl bei unkomplizierter Appendizitis. Bei komplizierter Appendizitis gibt es keine eindeutigen Empfehlungen – in der Allgemeinbevölkerung sind auch nichtoperative Behandlungsmethoden etabliert. Gemäß einer aktuellen Studie ist jedoch auch bei komplizierter Erkrankung in der Schwangerschaft die Operation einem nichtoperativen Management vorzuziehen.
Hochrisiko-Prostatakarzinom
Dauer der Androgen-Deprivationstherapie in Kombination mit einer Strahlentherapie
Eine längere Dauer der Androgen-Deprivationstherapie (ADT) in Kombination mit einer Strahlentherapie verbessert die Prognose von Patienten mit einem Hochrisiko-Prostatakarzinom. In der vorliegenden Kohortenstudie aus drei Patientenkohorten wurde die optimale Dauer der ADT in Kombination mit einer externen Bestrahlung (EBRT) mit oder ohne Brachytherapie-Boost (EBRT+BT) untersucht.
Alopecia areata
Baricitinib regt Haarwachstum an
Die einmal tägliche Einnahme einer Tablette mit 4 mg oder 2 mg Baricitinib bewirkt bei Patienten mit Alopecia areata innerhalb von 36 Wochen ein signifikant stärkeres Haarwachstum als Placebo. Das zeigen die Phase-III-Daten der Studien BRAVE-AA1 und BRAVE-AA2, die kürzlich im New England Journal of Medicine publiziert wurden. In der 4-mg-Dosis war Baricitinib auch in den meisten sekundären Studienendpunkten der Scheinbehandlung überlegen.
Diabetes mellitus Typ 1
Einsatz von Hybrid-Closed-Loop-Insulinpumpensystemen bei Kleinkindern mit Typ-1-Diabetes
Oftmals ist es eine Herausforderung, Kleinkinder mit Diabetes mellitus Typ 1 ideal zu therapieren. Insulinpumpen können den Alltag erleichtern und die glykämische Kontrolle verbessern. Welchen Stellenwert ein Hybrid-Closed-Loop-System („künstliches Pankreas“) haben kann, wurde in der randomisierten Cross-over-Studie KidsAP02 eruiert.
Knochentumoren
Prophylaktische Antibiotikagabe nach Operation bei Knochentumoren der unteren Extremitäten
Die perioperative, prophylaktische Antibiotikagabe gehört zur Standardtherapie nach Operationen der unteren Extremitäten bei Knochentumoren. In der vorliegenden randomisierten, klinischen Studie wurde die Überlegenheit von verschiedenen Antibiotikaregimen untersucht.
Diabetes mellitus Typ 2
Vorteile für SGLT-2-Hemmer gegenüber GLP-1-Rezeptoragonisten bei renalen Endpunkten
Einer Netzwerk-Metaanalyse von neun Studien zufolge reduzierten SGLT(Sodium dependent glucose co-transporter)-2-Inhibitoren (SGLT2i) und GLP(Glucagon-like Peptide)-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) renale Endpunkte im Vergleich zu Placebo signifikant, bei den kardiovaskulären Endpunkten waren die Ergebnisse dagegen uneindeutig. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Typ-2-Diabetiker zusätzlich unter einer Albuminurie litten oder nicht.
G-BA-Beschluss