Etablierung täglicher Medikationsbetreuung für niereninsuffiziente Patienten


Beitrag der Krankenhausapotheke zur Arzneimitteltherapiesicherheit

Werner Speckner, Brigitte Kastner, Lena Schlosser, Johannes Albrecht und Alexander von Meyer, Weiden

Hintergrund: Die Arzneimitteltherapiesicherheit ist auch in Deutschland zu einem großen Thema der Gesundheitspolitik geworden. Qualitätssicherung, Medikationsmanagement und Medikationsplan sind für den Apothekerberuf Auftrag und zugleich große Chance zur Weiterentwicklung. Zielsetzung und Projektierung: Die systematische Analyse und Anamnese von Klinikmedikationen und das Management von potenziellen arzneimittelbezogenen Problemen soll in der Apotheke des Klinikums Weiden unter effizienter Nutzung der Ressourcen langfristig etabliert werden. In einer zweiphasigen Untersuchung an Patienten mit Niereninsuffizienz (NI) wurden Kriterien und Methoden herausgearbeitet, die für die Apotheke eine tägliche Betreuung des Medikationsprozesses ermöglichen.
Ergebnisse: In Phase 1 wurden 364 Fälle nach Fehlerarten (Dosierungsfehler, Kontraindikationen, bedeutende Interaktionen), NI-Stadien und Medikamentengruppen ausgewertet. Etwa die Hälfte der Fälle bot Anlass zur Intervention, wovon 41 % mit der Nierenfunktion zusammenhingen, insbesondere Dosierungsfehler und nicht beachtete Kontraindikationen. Interaktionen, die nicht von der Nierenfunktion abhängig waren, traten in allen Kohorten gleich häufig auf. In Phase 2 (425 Fälle mit 154 arzneimittelbezogenen Problemen) wurden Patienten mit einer GFR < 30 ml/min selektiert und für die künftige Analyse und Beratung vorgeschlagen. Der Nutzen der Medikationsanalysen ist in dieser Gruppe mit 51 % Interventionsquote deutlich größer als im Bereich 30 bis 40 ml/min GFR (Quote 17 %). Bei den Arzneimitteln fallen insbesondere Antihypertonika, Psychopharmaka, Antidiabetika oder Antibiotika auf. Ein entsprechendes Merkblatt soll künftig die Ärzteschaft in der täglichen Routine unterstützen.
Schlussfolgerungen: Der Ansatz, die Niereninsuffizienz als wesentlichen Parameter für Medikationsprobleme heranzuziehen, hat sich bestätigt. Etwa die Hälfte dieser Patienten erlangt durch die Anamnesen einen direkten Nutzen. Die Empfehlungen der Pharmazeuten werden zu etwa 75 % aufgegriffen bzw. umgesetzt. Die in größeren Kliniken mit exklusiven Stationsapothekern bewährten Medikationsberatungen im klinischen Team können auch von kleineren Krankenhausapotheken im Rahmen von Fort-, Weiterbildung und Personalentwicklung von allen Apothekern mit Unterstützung durch Pharmaziepraktikanten und pharmazeutisch-technische Assistenten dauerhaft etabliert werden.
Schlüsselwörter: Arzneimitteltherapiesicherheit, Arzneimittelanamnese, Stationsapotheker, Medikationsmanagement, Medikationsanalyse, Polymedikation, arzneimittelbezogene Probleme, Niereninsuffizienz, Nierenfunktion, Interaktionen

Krankenhauspharmazie 2018;39:519–26.

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