Mythos Mistel – Metaanalysen, neuere Studiendaten und aktuelle Marktübersicht


Hans-Peter Lipp, Tübingen

Mistelextrakte werden seit mehreren Jahrzehnten in der adjuvanten und palliativen Tumortherapie allein oder als Add-on-Therapeutika eingesetzt. Gemäß der anthroposophischen Medizin werden Zubereitungen aus Misteln, die von Apfelbäumen bzw. Eichen stammen, vor allem beim prämenopausalen Mamma- bzw. beim Prostatakarzinom empfohlen. Nach einer Vielzahl präklinischer Untersuchungsergebnisse zur antitumoralen Wirksamkeit und verschiedenen kleineren Studien zum supportiven Stellenwert der Präparate gelang es schließlich in einer Phase-III-Studie, das Gesamtüberleben beim fortgeschrittenen Pankreaskarzinom signifikant zu verbessern. Hinsichtlich der Verbesserung der Lebensqualität geben die bisherigen Studienergebnisse eine gewisse Evidenz, dass Mistelextrakte sowohl zur Schmerzlinderung als auch zur Reduktion der Fatigue, der Schlaflosigkeit und des Körpergewichtsverlusts beitragen können. Auch wenn Mistelextrakte zu den bestuntersuchten Vertretern der komplementären und alternativen Medizin zählen, bietet das offene Design der zugrunde gelegten Studien immer wieder Anlass zur Kritik, sodass der Wunsch nach weiteren Vergleichsstudien bestehen bleibt.
Schlüsselwörter: Mistel, Komplementärmedizin, Krebspatienten, Studienlage, Lebensqualität
Krankenhauspharmazie 2017;38:543–50.

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