Umstellung häufig verordneter Kapselrezepturen in der Pädiatrie und Neonatologie auf flüssige Oralia im Krankenhaus


Sandra Albrecht, Hamburg, Regina Scherließ, Kiel, Michael Baehr, Angela Goerke und Claudia Langebrake, Hamburg

Wenn Kinder Wirkstoffe (off Label) benötigen, werden in Apotheken häufig Kapseln in der passenden Dosierung individuell im Rezepturmaßstab angefertigt. Dies stellt ein aufwendiges und fehleranfälliges Verfahren dar. Viele Neugeborene und Kleinkinder sind darüber hinaus noch nicht in der Lage, Kapseln zu schlucken. Daher werden diese zur Einnahme geöffnet, der Inhalt in einem geeigneten Medium suspendiert oder gelöst und anschließend appliziert. Dieser Vorgang kann durch unvollständiges Entleeren zu Wirkstoffverlusten und damit zu Unterdosierungen führen. Deshalb sollten für die am häufigsten verordneten Arzneistoffe im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) flüssige Rezepturen gefunden werden, deren Zusammensetzungen sowohl für die Pädiatrie als auch für die Neonatologie geeignet sind. Flüssige Rezepturen lassen sich problemloser herstellen und sind individuell dosierbar, sodass mit einer Konzentration verschiedene Individualdosierungen realisiert werden können. Dazu wurden mittels Auswertung des Warenwirtschaftsprogramms und Befragung der Stationen die wichtigsten und am häufigsten verwendeten Kapselrezepturen ermittelt. Unter Zuhilfenahme von Fachliteratur wurde nach geeigneten Rezepturvorschriften gesucht und die am besten geeignete mittels einer Risikobewertung ausgewählt. Die Oralia wurden dann auf mikrobiologische, physikalische und chemische Stabilität untersucht. Hydrochlorothiazid, Melatonin, Captopril, Metoprololtartrat, Clonidin, Spironolacton, Amlodipin und Sildenafilcitrat wurden als die am häufigsten verordneten Arzneistoffe identifiziert, für die kindgerechte flüssige Darreichungsformen benötigt werden. Die mikrobiologische Untersuchung der ausgewählten Rezepturen ergab, dass die Zubereitungen den Anforderungen des Arzneibuchs an wässrige Zubereitungen zum Einnehmen entsprechen und ausreichend konserviert sind. Die Suspensionen sind hinsichtlich ihrer Partikelgröße und ihres Sedimentationsverhaltens physikalisch stabil. Für den Wirkstoff Sildenafilcitrat konnte zudem erstmals eine Lösung entwickelt werden, die chemisch (über den untersuchten Zeitraum von zwei Wochen) und mikrobiologisch stabil ist und für Kinder aller Altersgruppen hinsichtlich der verwendeten Hilfsstoffe geeignet ist. So konnten für sieben Wirkstoffe, welche einen Anteil von 75% aller hergestellten Kapselrezepturen im UKE darstellen, chemisch, physikalisch und mikrobiologisch stabile Liquida etabliert werden.
Schlüsselwörter: Lösungen, Suspensionen, Stabilität, Hilfsstoffe, Konservierung
Krankenhauspharmazie 2017;38:459–68.

Liebe Leserin, lieber Leser, dieser Artikel ist nur für Abonnenten der KPH zugänglich.

Sie haben noch keine Zugangsdaten, sind aber KPH-Abonnent?

Registrieren Sie sich jetzt:
Nach erfolgreicher Registrierung können Sie sich mit Ihrer E-Mail Adresse und Ihrem gewählten Passwort anmelden.

Jetzt registrieren