Solvejg Langer, Stuttgart
Die Behandlung von Durchfall und Erbrechen bei Kindern besteht in erster Linie aus Flüssigkeits- und Elektrolytersatz, um Dehydratation zu vermeiden. Dazu werden Elektrolytlösungen empfohlen, die allerdings zum einen relativ teuer sind und zum anderen kann der Geschmack ein limitierender Faktor für die Therapie sein. In einer kanadischen Singlecenter-Studie wurde nun untersucht, ob sich bei Kindern mit Gastroenteritis und geringfügiger Dehydratation (Clinical dehydration scale <5; Rekapillarisierungszeit <2 Sekunden) auch verdünnte Säfte eignen, von denen traditionell abgeraten wird, da sie wegen des hohen Zuckergehalts potenziell eine osmotische Diarrhö auslösen können.
Die Kinder waren wegen Durchfall und/oder Erbrechen in die Notaufnahme gebracht worden und waren 6 Monate bis 5 Jahre alt. Sie bekamen randomisiert 1:1 verdünnten Apfelsaft oder Elektrolytlösung mit Apfelgeschmack und nach Entlassung entweder weiterhin Elektrolytlösungen oder Getränke nach Wunsch (z.B. Säfte, Sportgetränke oder Milch). Untersucht wurde die Rate an Therapieversagern innerhalb von sieben Tagen nach Aufnahme. Die Behandlung wurde als fehlgeschlagen gewertet, wenn die Patienten hospitalisert oder intravenös mit Flüssigkeit versorgt werden mussten bzw. eine stärkere Dehydratation festgestellt wurde, wenn ein weiterer Arztbesuch notwendig war, die Symptome persistierten oder ein Gewichtsverlust von mindestens 3% bemerkbar war.
In der Saft-Gruppe kam es signifikant seltener zu einem Therapieversagen, als in der Gruppe, die mit Elektrolytlösungen behandelt wurde (16,7% vs. 25%, p-Wert für Nichtunterlegenheit [Nullhypothese]: <0,001; Test auf Überlegenheit: p=0,006). Vor allem benötigten Kinder der Saftgruppe seltener intravenösen Flüssigkeitsersatz, die Hospitalissierungsrate oder das Andauern der Symptome unterschied sich dagegen nicht signifikant. Vorteilhaft war die Safttherapie in erster Linie für Kinder, die mindestens 2 Jahre alt waren.
Laut Autoren stellt Saft dementsprechend eine echte Alternative zu Elektrolytlösungen dar. Allerdings gilt dies nicht für Länder mit niedrigem/mittlerem Einkommen, da Gastroenteritis dort wesentlich häufiger mit Komplikationen verbunden ist.
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