Gedanken aus der Ahnengalerie


Dr. Bernd Pietzner, Recklinghausen

Dr. Bernd Pietzner [Foto: Privat]

Wer in einem bestimmten Gebiet einmal eine Funktion bekleidet hat (bei den Amerikanern „have beens“ genannt), sollte sich gut überlegen, ob er sich zu aktuellen Themen, für deren Abarbeitung nun andere verantwortlich sind, zu Wort meldet. Die Gefahr ist groß, die dazumal erzielten Erfolge und die eigene Bedeutung dabei zu rosig einzuschätzen (the older I get, the better I was) und einen zu eingeschränkten Einblick in das derzeitige Geschehen zu haben.

Sei’s drum!

Vorab: Die Krankenhauspharmazie hat seit meinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben große Fortschritte gemacht. An sehr vielen Stellen ist es gelungen, die Tätigkeitsfelder der Apotheker erheblich auszuweiten und viel näher an die Patienten zu rücken. Die Krankenhausapotheker haben an Ansehen gewonnen.

Chapeau!

Aus der Funktion, aus der ich jetzt den Krankenhausmarkt – und ein Markt ist es – beobachte, wird mir immer deutlicher, vor welchen gravierenden Veränderungen wir stehen. Es wird nicht einfach sein, hierbei die Rolle des Krankenhausapothekers nicht nur zu erhalten, sondern auszuweiten.

Hier einige Annahmen:

1. Die Zahl der Einzelkrankenhäuser und der kleineren und mittelgroßen Krankenhaus-Zusammenschlüsse wird dramatisch sinken. Dies gilt insbesondere, wenn sie in der Hand öffentlicher oder kirchlicher Träger sind.

2. Innerhalb der bestehenden oder entstehenden Groß-Verbünde bzw. Konzerne wird die Schwerpunktbildung in der medizinischen Angebotspalette deutlich steigen. Die Zeiten, in denen an jeder Ecke das Gleiche angeboten wird, gehen zu Ende.

3. Die Entwicklungen zu 1 und 2 werden von den Kostenträgern und der Politik aus Gründen einer angestrebten Leistungs- und Kosteneffizienz durch entsprechende Vorgaben gewollt oder ungewollt begleitet.

4. Vom Konzentrationsprozess sind insbesondere alle nicht direkt am Patienten ausgeübten Tätigkeiten betroffen, beispielsweise in der Verwaltung, in der Logistik, in der Technik.

5. Die Grenzen zwischen ambulant und stationär werden langsam aber stetig abgebaut.

6. Auch im ambulanten Bereich sinkt die Zahl der Einzelpraxen aus mehreren Gründen, z.B. der Feminisierung in der Medizin – Gleiches gilt in der Pharmazie. Die Damen sind offenbar klüger oder fleißiger (oder beides) und sichern sich einen immer größeren Anteil der mit Numerus Clausus belegten Studienfächer. Da hilft auch die bereits diskutierte Männer-Quote nichts. Frauen haben aber offenbar häufig eine andere Vorstellung davon, wie das Leben zu gestalten ist, als Männer sie hatten oder noch haben. Auch da sind die Damen schlauer.

7. Groß-Kliniken und Krankenhauskonzerne werden in noch größerem Ausmaß als bisher versuchen, den ambulanten Bereich an sich zu binden, sei es durch MVZs, Ansiedlung von Praxen bzw. Gemeinschaftspraxen, die ASV (Ambulante spezialfachärztliche Versorgung), Kooperationen oder andere Organisationsformen.

8. Nur große Krankenhauskonzerne oder -Verbünde werden genügend Schwungkraft haben, um in den anstehenden Verhandlungen mit den Kostenträgern gute Ergebnisse zu erzielen.

Sollten die aufgeführten Annahmen – weitere Punkte ließen sich unschwer anfügen – in Gänze oder in Teilen zutreffen, gilt es für die Krankenhausapotheker, sich rechtzeitig zu positionieren.

Auch hierzu einige Überlegungen:

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