Medikationsfehler

Abkürzungen als Fehlerquelle


Dr. Annemarie Musch

Medikationsfehler stellen einen wichtigen Risikofaktor in der Patientenversorgung dar. In den USA beispielsweise sterben mehr als 7000 Patienten jährlich aufgrund von Medikationsfehlern. Eine wichtige Fehlerquelle liegt hierbei in dem Schritt von der Verschreibung eines Arzneimittels hin zur Anwendung am oder durch den Patienten: Verwendete Abkürzungen können unklar und so zu weitreichenden Konsequenzen für die Therapie und letztendlich die Sicherheit des Patienten führen.

Die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA und das Institute for Safe Medication Practices (ISMP; www.ismp.org/default.asp) haben daher im Rahmen einer Kampagne zur Elimination dieser Fehlerquelle Abkürzungen, die als häufig irreführend und im Zusammenhang mit Medikationsfehlern dem ISMP berichtet wurden, in einer Liste zusammengestellt, die im Internet abrufbar ist: www.ismp.org/Tools/errorproneabbreviations.pdf. Einige dieser Abkürzungen sollten nach Bewertung durch die Joint Commission on Accreditation of Healthcare Organizations (JCAHO) nicht verwendet werden (Tab. 1). Eine unmittelbare Übertragung dieser unklaren Abkürzungen und damit der Fehlerquellen aus dem Englischen ins Deutsche ist nicht immer möglich oder nachvollziehbar, dennoch ist es sinnvoll, unser Bewusstsein auf diese Fehlerquelle zu lenken und dafür zu sensibilisieren, um auch in Deutschland das Risiko für Medikationsfehler zu reduzieren und die Sicherheit der Arzneimitteltherapie zu steigern.

Tab. 1. Unklare Abkürzungen, die zu Medikationsfehlern führen können und daher nicht verwendet werden sollten (bezieht sich auf handschriftliche Anordnungen, Einträge, Notizen und Vermerke) [nach www.jointcommission.org/NR/rdonlyres/2329F8F5-6EC5-4E21-B932-54B2B7D53F00/0/06_dnu_list.pdf]

Unklare Abkürzungen (nicht zu verwenden)

Mögliches Problem,
Missverständnis

Empfehlung
(alternative Schreibweise)

U (Abkürzung für: unit)

Fälschlicherweise als Zahl „0“ oder „4“ gelesen, was beispielsweise zu einer Überdosierung um den Faktor 10 und mehr führen kann; oder missdeutet als Volumenangabe „cc“ (=1ml)

Unit oder Einheit

IU (Abkürzung für : International Unit)

Missdeutet als IV (als Abkürzung für: intravenös) oder die Zahl „10“

International Unit oder Internationale Einheit

Q.D., QD, q.d. oder qd (Abkürzung für: täglich; lateinisch: quaque die)
Q.O.D., QOD, q.o.d. oder qod (Abkürzung für: jeden zweiten Tag; „quaque other [altera] die“)

Verwechslung beider Abkürzungen miteinander;
beide, insbesondere aber „q.d.“, könnten weiterhin fälschlicherweise als z.B. „q.i.d.“ verstanden werden (=quater in die), was zu einer Überdosierung führen würde

Täglich oder
jeden zweiten Tag

Dosisangaben in Dezimal-Schreibweise: Ziffer „0“ vor und nach dem Punkt (bzw. Komma): z.B.
„1.0 mg“ oder insbesondere bei Auslassen der „0“ vor dem Punkt (bzw. Komma)
„.5 mg“

Punkt (bzw. Komma) können übersehen werden, so dass eine Überdosierung die Folge ist, im gewählten Beispiel würden 10 mg und 5 mg gelesen werden)

Bei ganzen Zahlen sollte die „0“ als Nachkommastelle weggelassen werden (Ausnahme: Verwendung als Ausdruck von Genauigkeit z.B. bei analytischen Ergebnissen); zu schreiben ist sie aber unbedingt vor dem Punkt (bzw. Komma) bei Angabe von Dezimalzahlen

MS
MSO4 und MgSO4

Kann für Morphinsulfat oder Magnesiumsulfat stehen
Verwechslung untereinander

Morphinsulfat oder
Magnesiumsulfat

Liebe Leserin, lieber Leser, dieser Artikel ist nur für Abonnenten der KPH zugänglich.

Sie haben noch keine Zugangsdaten, sind aber KPH-Abonnent?

Registrieren Sie sich jetzt:
Nach erfolgreicher Registrierung können Sie sich mit Ihrer E-Mail Adresse und Ihrem gewählten Passwort anmelden.

Jetzt registrieren