Lieferengpässe, Produktionseinstellungen und Importe


Eine logistische und pharmazeutisch-pharmakologische Herausforderung – Teil II: Produktionseinstellungen und Importe

Walter Deutschmann, Bremen

Neben vorübergehenden Lieferengpässen veranlassten Produktions- und Vertriebseinstellungen die Zentralapotheke zu erheblichen Anstrengungen, um die Arzneimittelversorgung „ihrer“ Krankenhäuser in gewohntem und erforderlichem Umfang sicherzustellen: In den vergangenen zwei Jahren waren für die Bremer Kliniken neben 56 Präparatewechseln (bei gleichem Inhaltsstoff) aus ersterem Anlass noch 30 wegen dauerhafter Nichtmehrverfügbarkeit durchzuführen. Zu elf Umstellungen auf wirkungsähnliche Arzneimittel wegen Lieferengpässen kamen 16 solcher Umstellungen wegen Produktionseinstellungen. Durch pharmazeutisch und pharmakologisch gut vorbereitete Auswahl gelang es trotz dieser hohen Zahl von rund 120 Umstellungen, die Arzneimittelliste nicht nur einzuhalten, sondern noch zu straffen. Die Kliniken mussten auf Ersatz für diese essenziellen Arzneimittel nur in sehr wenigen Fällen verzichten, so dass die Patientenversorgung von den herstellerbedingten Schwierigkeiten so gut wie nicht betroffen war. Diese nahezu lückenlose Versorgung der Kliniken gelingt der Zentralapotheke nicht allein durch Beschaffungen auf dem Arzneimittelmarkt in Deutschland, sondern nur durch eine umfangreiche und regelmäßige Importtätigkeit: Etwa 40 hier nicht zugelassene Arzneimittel werden benötigt, um tropische Infektionskrankheiten (z. B. Malaria), multiresistente Tuberkuloseinfektionen, Notfall-/ Schocksituationen und bestimmte Vergiftungen adäquat behandeln zu können. Ebenso hängt die Durchführung einer Reihe diagnostischer und operativer Verfahren von in Deutschland nicht zugelassenen Arzneimitteln ab. Die Bevorratung mit diesen geschieht in eigenverantwortlicher Hilfeleistung zur Abwehr unmittelbarer (Lebens-)Gefahr, verstößt jedoch gegen das Verbot der Lagerung nicht hier zugelassener Arzneimittel. Dass die Öffentlichkeit bislang nur das überbordernde Arzneimittelangebot außerhalb des Krankenhauses zur Kenntnis genommen hat, aber nichts von den herstellerbedingten Schwierigkeiten bei der Versorgung der Kliniken, dürfte der Beweis sein, dass Krankenhausapotheken ebenso wirkungsvoll wie unauffällig deren Auswirkungen auf die Patientenversorgung abwenden.
Schlüsselwörter: Lieferengpass, Produktionseinstellung, Arzneimittelimport, Arzneimittellogistik, Patientenversorgung
Krankenhauspharmazie 2005;26:54–7.

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