Serotoninsyndrom wegen Arzneimittelinteraktion

Anamnese

Ein 56-jähriger Mann wird wegen Pneumonie mit nachgewiesenen MRSA stationär mit Linezolid behandelt. Einen Tag nach Start der antibiotischen Therapie mit Linezolid verschlechtert sich sein Zustand rapide. Er zeigt Symptome wie Ruhelosigkeit, Tremor, Schüttelfrost, Tachykardie, Diarrhoe, Fieber und Schwitzen.

Aktuelle Medikation

Citalopram 20 mg einmal täglich zur Behandlung einer unipolaren Depression (Selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer [SSRI]).

Linezolid 600 mg i.v. zweimal täglich zur Behandlung einer ambulant erworbenen Pneumonie (Antibiotikum gegen grampositive Erreger)

Diagnose

Serotonin-Syndrom in Folge der Arzneimittelinteraktion.

Pathomechanismus

  • Citalopram inhibiert als SSRI die Wiederaufnahme von Serotonin aus dem synaptischen Spalt in die Nervenzelle. Dies fördert die vermehrte Freisetzung und führt somit zu einer erhöhten Serotonin-Konzentration.
  • Neben seiner antibiotischen Wirkung inhibiert Linezolid unselektiv die Monoaminoxidase (MAO). Ist diese gehemmt, werden Monoamine, unter anderem Serotonin, nicht mehr abgebaut.

          ➞ Starker Anstieg der Serotoninkonzentration. 

Wichtige Hinweise – Lessons learned

  • Die gleichzeitige Gabe von Linezolid mit Monoaminooxidase-Inhibitoren ist kontraindiziert.
  • Die Kombination von Linezolid und serotonergen Wirkstoffen (wie z.B. SSRI, trizyklische Antidepressiva, Triptane ) ist ebenfalls kontraindiziert, außer die Kombination ist lebensnotwendig und eine engmaschige klinische Überwachung ist möglich.
  • Tritt ein Serotoninsyndrom auf, müssen zunächst alle serotonergen Wirkstoffe abgesetzt werden.
  • Die Diagnose Serotoninsyndrom wird ausschließlich klinisch gestellt

Diesen Fall haben für Sie zusammengefasst
Bettina Plank-Kiegele, Christine Schnitzer, Prof. Dr. med. Harald Dormann

Quellen

Kontakt

Klinikum Fürth
Studienzentrale der Zentralen Notaufnahme
Jakob-Henle-Straße 1
90766 Fürth

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