Wiederkehrendes Problem: Methotrexatüberdosierung  

Anamnese

Anamnese: Der Zustand einer seit 7 Tagen stationär aufgenommen 81- jährigen Frau verschlechtert sich plötzlich. Sie zeigt grippeähnliche Beschwerden sowie häufiges Erbrechen. Des Weiteren treten Ulzerationen der Mundschleimhaut und Hautläsionen an beiden Unterarmen und am Rücken auf.

Aktuelle Medikation

Methotrexat (MTX) 7,5 mg einmal täglich zur Behandlung einer rheumatoiden Arthritis

➔ Pharmakotherapeutische Gruppe: Folsäureantagonist aus der Gruppe der Antimetabolite

Diagnose

Methotrexatintoxikation in Folge falscher Dosierung beim Übertritt von der ambulanten in die stationäre Therapie (täglich statt wöchentlich).

Pathomechanismus

  • Methotrexat hemmt die Bildung von Tetrahydrofolsäure, indem es die Dihydrofolatreduktase inhibiert.
  • Die für den Stoffwechsel und die Zellteilung wichtigen Purinnucleotide können aufgrund der fehlenden Tetrahydrofolsäure nicht synthetisiert werden.
     

         ➔ Die Folgen sind eine Störung des Stoffwechsels sowie der Zellteilung aller sich schnell teilenden                    Zellen.

         ➔ Durch die daraus resultierende Schädigung des Gewebes und der Abschwächung der                                       Immunabwehr kommt es zu den typischen Nebenwirkungen.

Wichtige Hinweise – Lessons learned

Methotrexat ist ein Hochrisikoarzneimittel mit besonderer Toxizität!

  • Die Einnahme erfolgt einmal wöchentlich abends mit 2 Stunden Abstand zu den Mahlzeiten.
  • Eine Wochendosis von 25 mg soll in der low-dose-Therapie nicht überschritten werden.
  • Anzeichen einer Intoxikation sind: grippeähnliche Symptome, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Husten, Brustschmerzen, Atembeschwerden, (Schleim-)Hautläsionen, Benommenheit, Kopfschmerz und Veränderungen im Blutbild.
  • Risikomanagement, MTX-Spiegel bestimmen, ggf. Calciumfolinat Rescue Therapie (s. Tabelle) durchführen: 

Diesen Fall haben für Sie zusammengefasst
Bettina Plank-Kiegele, Christine Schnitzer, Prof. Dr. med. Harald Dormann
 

Quellen

  • Aktionsbündnis Patientensicherheit: Handlungsempfehlungen bei Einsatz von Hochrisikoarzneimitteln, Oral appliziertes Methotrexat (1. Auflage, Juni 2012)
  • Cirrnet: Quick Alert, Methotrexat-Intoxikation (Ausgabe Nr. 28, 5.12.2012)
  • Pharmakologie kompakt, Mutschler et al., (1. Auflage, 2016)

Kontakt

Klinikum Fürth
Studienzentrale der Zentralen Notaufnahme
Jakob-Henle-Straße 1
90766 Fürth

Falls Sie Fragen zu den Nebenwirkungen des Monats haben, schreiben Sie uns eine E-Mail an: zna-studienzentrale@klinikum-fuerth.de